Historisch-politische Bildung am Zeppelinfeld und dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände

Es soll ein Konzept für den weiteren Umgang mit dem Zeppelinfeld als Lernort entwickelt werden.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, 

die Diskussion um den angemessenen Umgang mit dem Zeppelinfeld und der Frage der Instandsetzung dieser Bauten wird derzeit leider weitgehend ohne die Frage geführt, dass der Erhalt des Zeppelingeländes eine entscheidende Voraussetzung für historisch-politische Bildungsangebote vor Ort sein wird. Ein Konzept dazu muss parallel zu der Frage der Instandhaltung entwickelt werden.  

Der Erhalt der Zeppelintribüne und des umgebenden Zeppelinfeldes sind daher kein Selbstzweck, sondern sie sind die Voraussetzung für einen weiteren Ausbau der historisch-politischen Bildung an diesem Ort. Das Dokumentationszentrum ist hier ein wichtiges unersetzliches Standbein, aber das Erleben am authentischen Ort, das Erfahren des Zusammenhangs zwischen Faszination und Gewalt ist nur hier, auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände möglich. Nicht nur internationale Gäste, sondern auch zahlreiche Interessierte und vor allem junge Menschen kommen jedes Jahr, um hier vor Ort diesen Fragen nachzuspüren und damit auch wichtige Schlüsse für heute zu ziehen.  

Die Stadt Nürnberg ist daher aus unserer Sicht verpflichtet, diese Erfahrung auch weiteren Generationen zugänglich zu machen. Um verstehen zu können, wie die Mechanismen des “Dritten Reiches“ funktionierten, sind die Bauten auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände sowie das Dokumentationszentrum die bundesweit einzigen Relikte, die dies ermöglichen. Dazu bedarf es zwingend auch Hintergrundinformationen bzw. historisch-politische Bildungsangebote.  

Zudem ist es gerade hier möglich, Werte zu vermitteln und über den Stellewert der Menschenrechte zu diskutieren – gerade in Nürnberg kann dies eine wichtige Brücke zu heute schlagen, und Stadtgeschichte als Teil der deutschen Geschichte und Geschichte erlebbar machen. Nürnberg kann hier einen weiteren wichtigen Baustein im Angebot von Menschenrechtsbildung und Demokratieerziehung leisten.  

Daher ist der SPD-Stadtratsfraktion der Ausbau der historisch-politischen Bildung am Zeppelinfeld ein ganz wesentliches Anliegen – der Erhalt der Zeppelintribüne und auch der umgebenden Wallanlagen bieten neue Perspektiven für die pädagogische Arbeit vor Ort, die auch genutzt werden müssen. Nur an diesem Ort – nicht in der Kongreßhalle – fand die Einschwörung auf die „Volksgemeinschaft“ statt, hier standen nicht nur die sogenannten „Täter“, sondern vor allem die Mitläufer, die das System erst möglich machten, hier wurden die Massen auf den Krieg eingeschworen. Nur hier lässt sich erfahren, wie es dem Nationalsozialismus gelang, die Menschen hinter sich zu scharen  dies aber nur möglich war, wenn gleichzeitig Missliebige ausgegrenzt, diskriminiert und vernichtet wurden. Der Zusammenhang zwischen diesem Ort und den Konzentrationslagern und dem verheerenden Zweiten Weltkrieg kann hier dargestellt, erfahren und nachvollzogen werden – dies gilt auch für weitere Generationen.  

Die SPD-Stadtratsfraktion stellt daher zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag: 

1)    Die Verwaltung entwickelt parallel zu den baulichen Überlegungen im Lauf dieses Jahres ein Konzept für den weiteren Umgang mit dem Zeppelinfeld als Lernort. Dabei sind neue Perspektiven deutlich herauszustellen. Hierbei sind neben dem Dokumentationszentrum diejenigen einzubeziehen, die vor Ort Bildungsangebote machen und damit ihre Erfahrungen einbringen können. Dabei sind bauliche Überlegungen zur Instandhaltung – z.B. bei den Wallanlagen – mit den pädagogischen Erfordernissen abzustimmen. Dies muss parallel verzahnt entwickelt werden.  

2)    Zur besseren Erschließung des Zeppelinfeldes gehört auch das Erschließen neuer Sichtachsen und die Frage, ob und wieweit der „Goldene Saal“ BesucherInnen zugänglich gemacht werden kann – auch dies ist abgestimmt mit den Überlegungen der Instandhaltung zu entwickeln.  

Mit freundlichen Grüßen

Antragstellerin

 

Dr. Anja Prölß-Kammerer

Fraktionsvorsitzende

der SPD-Stadtratsfraktion