Tourismus für alle - auch in Nürnberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wie wichtig der Tourismus für Nürnbergs Wirtschaft ist, zeigte nicht zuletzt die Studie „Wirtschaftsfaktor Tourismus für die Stadt Nürnberg 2017“, welche im RWA am 24.10.2018 vorgestellt wurde. Nürnberg lockt jährlich viele Gäste aus der ganzen Welt und gerade in der weiteren Entwicklung bzw. Stärkung des Stadtimages sind diese Menschen und ihre positiven Erlebnisse und Eindrücke unabdingbar. Die Broschüre „Tourismus für Alle“ der „Bayern Tourismus Marketing GmbH“ legt jedoch nahe, dass das Gastpotential in Bayern noch deutlich gesteigert werden könnte, wenn es ein größeres Angebot barrierefreier Angebote gäbe. Dies lässt sich auch auf Nürnberg übertragen: Je mehr Menschen potentiell am touristischen Angebot der Stadt, wie Hotels und Gastronomie, teilhaben können, desto mehr könnte der Tourismus in der Stadt zusätzlich gestärkt werden ─ und damit auch Nürnbergs touristische Bedeutung. Doch nicht nur aus diesen Gründen sollte (mehr) Barrierefreiheit im touristischen Angebot sowie in der städtischen Infrastruktur Ziel der Nürnberger Stadtpolitik sein. Neben dem allgemeinen Ziel, welches nicht zuletzt in der in Deutschland ratifizierten UN-Behindertenrechtskonvention begründet ist, legen auch die für die Kulturhauptstadtbewerbung gewählten Claims „Embracing Humanity“, „Exploring Reality“ und „Evolving Community“ nahe, dass Nürnberg eine Stadt für alle ist und weiterhin sein soll. Aus diesem Grund scheint es nur logisch, für einen Tourismus für Alle in Nürnberg einzustehen.

Doch was genau bedeutet eigentlich „barrierefrei“? Genau in diesem Begriff, welcher eine allgemeingültige Definition suggeriert, liegt jedoch auch im Bereich des Tourismus mehr Komplexität und Vielschichtigkeit als eine einfache Antwort. Gerne werden zur besseren Fassung bauliche DIN-Normen angeführt. Diese vermögen jedoch nicht gänzlich zu fassen, was in der jeweils eigenen Empfindung als „machbar“ oder geeignet erachtet wird. Barrierefreiheit ist gerade im Bereich Hotellerie und Gastronomie letztlich etwas hochindividuelles, da die Bedürfnisse im Detail jeweils verschieden sind. Das Siegel „Reisen für alle“, welches durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert wird, bietet einen spannenden und neuartigen Ansatz, welcher statt Kategorienbildungen, welche ggf. dem Einzelfall doch nicht gerecht werden, echte Transparenz, Informationen und Selbstbestimmung anbietet. Dabei können sich touristische Angebote und Orte zertifizieren lassen, d.h. es wird ein umfassendes Informationsbündel erhoben, das dann letztlich für alle Reisenden, egal ob Menschen mit Behinderung, Familien, vielbepackte Reisende u.v.m. jeweils die individuell relevante Information leicht zugänglich macht.

Gäste werden zu einer möglichst unkomplizierten und selbstbestimmten Hotelwahl befähigt ─ Hotels, Gastronomie und Co. werden in puncto besonderer Bedarfe gestärkt und in jedem Falle sprachfähig. Hier liegt auch die Chance für Betriebe und Angebote, da sie nicht per se stigmatisiert werden ─ auch sie können das Siegel erhalten und zertifiziert werden. Somit fällt kein Betrieb aus dem Angebotsraster, sondern gewinnt an transparenter Angebotsvermittlung.

Aus diesem Grunde stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag

  1. Die Verwaltung wird aufgefordert, unter Einbeziehung der CTZ, einen Überblick über Ansätze und Infrastruktur des barrierefreien Tourismus in Nürnberg im entsprechenden Ausschuss zu geben. 
  2. Die Verwaltung berichtet, inwiefern das Thema Reisen mit Behinderung im Zuge der Kulturhauptstadtbewerbung aufgegriffen werden soll und ob es bereits einen Handlungsansatz hinsichtlich 2025 gibt.
  3. Die Verwaltung berichtet im entsprechenden Ausschuss über vielversprechende Ansätze wie das Label “Reisen für alle“ und bewertet deren Bedeutung für die (Weiter-)Entwicklung eines barrierefreien Tourismus in Nürnberg. Dazu ist sind Vertreter*innen der CTZ als Sachverständige zu hören.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragsteller

Fabian Meissner
Stv. Fraktionsvorsitzender

 

und

 

Yasemin Yilmaz
Stadträtin