Kultur 4.0 – neue Wege in der Kulturvermittlung in Nürnberg

Auswirkungen der Digitalisierung soll verstärkt in den Fokus der Kulturpolitik rücken

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

Kultur 4.0 ist die Kultur der Zukunft. Wir sind im Zeitalter der digitalisierten Netzwerk-Gesellschaft angekommen: wir haben Zugriff auf das Wissen der Welt, können Ideen und Meinungen publizieren und der Weltöffentlichkeit präsentieren. Kultur 4.0 ist gekennzeichnet durch eine strategische, technologische und künstlerische Integration für und von Künstlern, Kunstvermittlern und Kulturschaffenden unter Verwendung modernster Informations- und Kommunikationstechniken.

Die Digitalisierung sowie die weltweite Vernetzung hat unsere Lebenswelt grundlegend verändert. Neue digitale Formen und Techniken verändern die Bedingungen in Produktion und Rezeption. Die Digitalisierung und Vernetzung beschreiben dabei nicht nur eine technologische Entwicklung. Grenzen schwinden, neue Formen der Kreativität, neue Möglichkeiten gesellschaftlichen Miteinanders entstehen.

Von Kulturschaffenden wird z.B. die neue Öffentlichkeit genutzt, um Projekte zu finanzieren (Crowdfunding), virtuelle Führungen durch Museen anzubieten, Livestream-Lesungen direkt in die Wohnzimmer der Interessierten zu bringen und Kritiken von Besuchern im Netz zu verbreiten.

Auch die Auswirkungen auf die Arbeitswelt und die Beschäftigten sind erheblich – Arbeitsmodelle, Arbeitsprozesse und Qualifikationsanforderungen ändern sich. Die Qualität und der Erfolg eines Produkts werden verstärkt vom Zusammenspiel aus Inhalt und Technologie bestimmt.

Die Kultureinrichtungen und die Kulturpolitik stehen durch die Digitalisierung vor großen Herausforderungen. Es gilt, die problematischen Folgen dieser Entwicklung zu analysieren und die großen Chancen zu nutzen, die diese Entwicklung vor allem für die Kulturvermittlung begründet.

Die SPD-Stadtratsfraktion stellt daher zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden Antrag

Die Verwaltung prüft einen Digitalisierungssplan für die Kultur im Hinblick auf:

1. Die Erarbeitung einer Agenda mit einem zukunftsweisenden Leitbild und einem Maßnahmen-katalog, z.B. wie können die Chancen der Digitalisierung genutzt werden und welche Gestaltungsmöglichkeiten ergeben sich hierbei?

Welche Formen der Kommunikationskulturen sind zukünftig für Nürnberg zu erwarten und wie sind sie einzuschätzen? Welche Möglichkeiten gibt es an die Öffentlichkeit heranzutreten? Und welche finanzielle und personelle Konsequenzen für Kultureinrichtungen bzw. Kulturdienststellen folgen hieraus?

Und inwiefern spielen hierbei neue Geschäftsmodelle und Serviceangebote wie zum Beispiel ein stadtweites und konstenfreies WLAN, Facebook, Instagram, Twitter, Youtube, E-Book, E-Paper, Multi-Screen-Produkte, Streaming-Dienste, Online-Kioske, digitale Abo-/ Flatrate-Modelle und digitale Abspielformate eine Rolle?

2. Die Einbeziehung von Kulturverwaltung, freien Kulturschaffenden und Kulturorganisationen und auf eine kontinuierliche Aktualisierung und Fortschreibung.

3. Die Erfahrungswerte anderer Städte in Bezug auf die neuen Wege in der Kulturvermittlung.

4. Fördermöglichkeiten durch Kooperationen, Stiftungen und Zuschüsse und die Einrichung eines allgemeinen Fördertopfes von Pilotprojekten für die Kulturszene. Auch neue Wege der Projektfinanzierung wie z.B. das Crowdfunding sollen hierbei überprüft werden.

5. Den Umgang mit unserem kulturellen Erbe. Wie speichern wir dieses Wissen nachhaltig? Welche technischen Standards müssen festlegt werden, damit diese Kulturgüter beispielsweise im Internet abbildbar, auffindbar und für das Publikum zugänglich sind? Und wo und wie können wir, wo es eben urheberrechtlich möglich ist, diese Kulturgüter frei zur Verfügung stellen, um so viele Menschen wie möglich an der kulturellen Vielfalt teilhaben zu lassen?

Es gilt hierbei Nürnbergs Profil als Kulturstadt zu schärfen, Stärken und Schwächen im digitalen Profil der Stadt Nürnberg aufzuzeigen, Raum für Ideen und Inovationen zu eröffnen und kurz-, mittel-, und langfristige kulturelle Schwerpunkte zu definieren und zu entwickeln.

 

Mit freundlichen Grüßen

 

Den Antrag als pdf erhalten Sie hier.