Willkommenskultur verstärken - Maßnahmen erweitern

Inwieweit ist das Modell aus dem Landkreis Roth in Nürnberg anwendbar?

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, 

aufgrund des allseits beklagten Fachkräftemangels in der Region wurde von vielen Seiten eine bessere Willkommenskultur gegenüber ausländischen oder auswärtigen Fachkräften angemahnt. Bei der Forderung nach einer Willkommenskultur geht es vor allem darum, gewonnenen oder zu gewinnenden Fachkräften die Integration und den erfolgreichen Start in ihrer potentiellen neuen Heimat zu erleichtern.  

Diese haben oft trotz Zusage des betreffenden Unternehmens Schwierigkeiten, alle formalen Hürden der Bürokratie zu durchlaufen, bis sie tatsächlich im Betrieb arbeiten dürfen, eine Wohnung gefunden haben und auch sonst, z.B. was Kinderbetreuung, Schule oder Freizeit betrifft, sich in der neuen Heimat zurecht zu finden.  

In der Europäischen Metropolregion Nürnberg wird im Rahmen der „Allianz pro Fachkräfte“ das Ziel angestrebt, an möglichst vielen Orten Welcome Service Center einzurichten, die dem organisatorischen Problem Abhilfe schaffen und die Willkommenskultur stärken. Im Landkreis Roth wurde 2012 der erste Welcome Service Center, in Weissenburg-Gunzenhausen im Mai 2014 der zweite eröffnet. In Weissenburg wird eine Internetplatform mit verschiedenen Leitfäden und Links zu entsprechenden Ansprechpartnern angeboten. Darüberhinaus steht eine Person als Vermittler zu den entsprechenden Stellen zur Verfügung. In Roth gibt es Ansprechpartner, die die Fachkräfte und interessierte Unternehmen im gesamten Prozess bis zum Moment der erfolgreichen Arbeitsaufnahme begleiten.  

Im Nürnberger Stadtrat wurde jüngst in der Kommission für Integration berichtet, dass die Einrichtung eines Welcome-Centers aufgrund des breiten Informationsbedarfs „nicht räumlich zentralisiert angeboten werden kann/muss.“ Vielmehr sei es entscheidend, die bestehenden und künftigen Angebote zu vernetzen. Dies könne durch ein „Neubürger-Portal“ im Netz geschehen. 

Eine Plattform im Internet, die Checklisten anbietet, ist wünschenswert, reicht aber für die oben beschriebenen Probleme im Hinblick auf den Fachkräftemangel nicht aus. Es scheint notwendig, nicht-virtuelle Ansprechpartner „in persona“ zur Verfügung zu stellen, die gewonnene oder zu gewinnende Fachkräfte von Anfang an bis hin zur erfolgreichen Arbeitsaufnahme begleiten. 

Deshalb stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit folgenden Antrag:

1.    Die Verwaltung berichtet von der Einrichtung und Praxis der Welcome Service Center in Roth und Weissenburg. Wie werden die Center angenommen, was wird konkret angeboten und wie sind sie organisiert? Gelingt es, über Schnittstellen in der Verwaltung die Menschen tatsächlich „in persona“ und kundenorientiert zu unterstützen und zu begleiten?   

2.    Die Verwaltung eruiert, inwiefern das Modell aus dem Landkreis Roth auf eine größere Stadt wie Nürnberg übertragbar ist. In welcher Form und an welcher Stelle könnten in Nürnberg Ansprechpartner angesiedelt werden, die die Fachkräfte durch den gesamten Prozess begleiten und einen Service bieten, der über die rein virtuelle Begleitung des geplanten Welcome Centers hinausgeht? 

Mit freundlichen Grüßen

Antragstellerinnen

 

Dr. Daniela Hüttinger und

Katja Strohhacker, stv. Fraktionsvorsitzende