Raus aus der Atomkraft - Rein in die Stromspeicherung

Die SPD-Stadtratsfraktion lud zur öffentlichen Debatte über den Umbau der Energieversorgung

Diskutierten den Umbau der Energieversorgung: Prof. Dr. Arlt und Gerald Raschke. Nicht im Bild: Gabriela Heinrich und Rainer Bäsmann

Wie können die Atomkraftwerke ersetzt werden? Kann der bei einer Abschaltung entstehende Energiebedarf alleine durch Erneuerbare Energien gedeckt werden? Reichen Produktions-, Speicher- und Netzkapazitäten aus, um die Energieversorgung der Zukunft zu sichern? Diese Fragen diskutierte die SPD-Stadtratsfraktion mit dem Chef des neuen Energie Campus Nürnberg, Prof. Dr. Arlt und Rainer Bäsman von der N-Ergie AG.

Beide Referenten stimmten der Eingangsforderung von SPD-Stadträtin und N-Ergie Aufsichtsrätin Gabriela Heinrich zu, dass zunächst ein konkretes Ausstiegsdatum gebraucht wird, welches dann von der Politik nicht mehr in Frage gestellt wird. Gefragt ist Verlässlichkeit, kein willkürliches hin und her. Warum dies ist so ist, erläuterte Rainer Bäsmann mit einem Blick auf die Stromnetze. Das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) verpflichtet die Netzbetreiber, ihre Kapazitäten so auszulegen, dass jede erzeugte Energie auch eingespeist werden kann. Dies führt allerdings zu Problemen, da etwa Sonnenkraftwerke mitunter deutlich mehr Strom produzieren als tatsächlich benötigt wird. Nachts hingegen können sie zur Befriedigung der existierenden Nachfrage nichts beitragen. Für die N-Ergie heißt das, sie muss teure Netzkapazitäten bereit stellen, die vielleicht nur wenige Phasen wirklich ausgelastet werden kann. Das Ergebnis ist eine schlechte Wirtschaftlichkeit, deren Preis letztlich die Kunden über ihre Stromrechnungen begleichen müssen.

Wie SPD-Stadtrat Gerald Raschke feststellte, sind also Alternativen gefragt. Eine Chance könnten hierfür neue Verfahren zur Stromspeicherung bieten, von denen Professor  Arlt sein favorisiertes  Modell präsentierte. Im Energie Campus Nürnberg möchte er eine Option zur chemischen Stromspeicherung erproben, von der er sich viel erhofft. Die überschüssige Energie soll dabei direkt am Ort der Erzeugung genutzt werden, um eine Wasserstoffverbindung aus einem energiearmen Zustand in eine energiereiche Flüssigkeit zu verwandeln. Wird der Prozess umgekehrt, wird ein Teil der investierten Energie wieder frei gesetzt. Professor Arlt hält es sogar für möglich, die auf diese Weise gespeicherte Energie zu nutzen, um damit Autos anzutreiben. Die energiereiche Flüssigkeit müsste hierzu nur über einen Wasserstoff-Verbrennungsmotor oder eine Brennstoffzelle in Antriebskraft übersetzt werden.

Die Forschung im Energie Campus steht hierfür noch ganz am Anfang. Die Testphasen – und Reihenfolgen aber sind bereits konzipiert. Vielleicht schon im Jahr 2019 könne man sagen, ob das Prinzip auch wirklich anwendbar sei. Gabriela Heinrich und Gerald Raschke wünschten den Forschern für die nächsten Jahre viel Erfolg und sagten ihre Unterstützung zu, um auf diesen Weg weiter voran zu kommen.  

Kommentar hinzufügen

Diskussionsbeitrag verfassen:
HINWEIS:
Eingegebene Beiträge werden redaktionell geprüft (siehe Grundsätze) und erscheinen daher mit Verzögerung auf der Webseite.

Diskussion

Keine Kommentare