Quelle: Unverständnis über Uni-Ablehnung des Freistaates

Eine Machbarkeits-Studie zur genauen Analyse der Möglichkeiten wäre sinnvoller als eine Vorfestlegung aus politischen Gründen

Zur Mitteilung des bayerischen Wissenschaftsministeriums, dass eine Nutzung des Quelle-Geländes durch eine Hochschule nicht in Frage kommt, erklärt der Fraktionsvorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion Nürnberg Christian Vogel:

„Das sind klare Worte aus München, über die ich extrem verwundert und auch enttäuscht bin. Damit ist jetzt offenkundig, dass der Freistaat keine Hochschule auf dem Quelle-Gelände ansiedeln will. Die Entwicklung des riesigen Hauses wird damit nicht einfacher – auch wenn es nicht hoffnungslos ist, dass es zu einem guten Ende kommt. Unabhängig von der Frage, ob das Gebäude abgerissen oder erhalten werden sollte, geht es ja im Wesentlichen um die Stärkung Nürnbergs als Standort für Hochtechnologien, Wissenschaftseinrichtungen und Hochschulen. Diesen Bemühungen fügt der Freistaat mit seiner handstreichartigen Festlegung Schaden zu. Noch gestern waren andere Töne aus dem Wissenschaftsministerium zu hören. Aber offensichtlich geht es manchen Beteiligten nicht um eine Stärkung des Wissenschaftsstandortes, sondern um eine reine politische Machtdemonstration, die letztlich der ganzen Region schadet. Wäre das in München auch passiert, dass ein Areal mit diesen Potenzialen kategorisch und dauerhaft abgelehnt wird?

Befremdlich ist dabei die sowohl die Art, in der die Entscheidung mitgeteilt wird – ein dünner Satz in mageren Pressemitteilung – als auch die Entscheidungsfindung selbst. Die Stadt Nürnberg hat dem Freistaat angeboten, gemeinsam eine Machbarkeits-Studie in Auftrag zu geben, um detailliert und fundiert zu analysieren, was im Quelle-Gebäude möglich ist und was nicht geht. Hierzu hieß es, das Ministerium denke über eine Beteiligung nach. Nun wird mitgeteilt, eine Studie sei gar nicht nötig. Das Ministerium habe allein geprüft. So sollte man politische Entscheidungen mit einer solchen Reichweite nicht treffen. Um abzuwägen, was richtig und geboten ist, muss man doch erst Fakten beschaffen und diese mit den Betroffenen bewerten. Nichts davon ist geschehen. Stattdessen wurde still und heimlich an Festlegungen gearbeitet. 

Klar wird nun, dass viele den Mund deutlich zu voll genommen haben. Großes wurde der Stadt ja in Aussicht gestellt, zahlreiche Ankündigungen wurden verbreitet. So zum Beispiel im Heft „CSU-Aktuell“ vom Februar dieses Jahres. Auf Seite vier des CSU-Magazins für Nürnberg steht: „Das Quelle-Areal bietet optimale Voraussetzungen für einen Hochschulstandort. Mit dem Platz-Bedarf der Technischen Fakultät könnte man das komplette Areal nutzen. High-Tech-Campus statt 200.000 Quadratmeter Leerstand!“. Da war die CSU noch dafür. Jetzt ist sie dagegen. Hat das etwas mit dem Kommunalwahlkampf zu tun? Oder fehlt vielleicht doch einfach der entscheidende Wille Nürnberg zu stärken?

Für uns ist nachwievor klar, dass man erst genau analysieren und dann anhand von Fakten entscheiden sollte. Eine Machbarkeits-Studie zur genauen Analyse der Möglichkeiten ist daher sinnvoller als eine Vorfestlegung aus politischen Gründen. Wir halten an einer Entwicklung des Quelle-Geländes fest. Und wir wollen den Investor Sonae Sierra bei seinem Vorhaben unterstützen, damit der Stadtwesten gestärkt wird.“