SPD regt Nutzung für Obstmarkt-Bunker an

Kann der Bunker unter dem Obstmarkt zum Austellungsort werden?

Die SPD-Stadtrasfraktion hat einen Antrag zur Nutzung des Obstmarkt-Bunkers eingereicht. Worum geht es dabei? Was schlägt die SPD-Fraktion vor?

Unsere Idee ist es, ein Bild des Lebens der Nürnberger Bevölkerung während und nach dem Zweiten Weltkrieg in den Jahren von 1943 bis 1949 zu vermitteln. Im Obstmarktbunker könnte exemplarisch das Leiden der Menschen und ihre Überlebenskunst während des Krieges und nach der Zerstörung präsentiert  werden. Eingebettet in die bestehende Erinnerungsarbeit der Stadt muss dabei immer an die historischen Zusammenhänge sowie an die eigene Schuld und Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg erinnert werden. Einen isolierten Blick auf die Bombardierungen Nürnbergs ohne Erklärung, wie es dazu kam, lehnen wir ab. 

Der Bunker unter dem Obstmarkt wurde nicht nur während des Krieges als Schutzraum für die Bevölkerung, sondern auch in der Nachkriegszeit als Quartier für Wohnungslose und danach als Hotel genutzt. Damit bietet er die perfekte Kulisse für eine Dauerausstellung, die den Kriegs- und Nachkriegsalltag der Menschen in Nürnberg lebendig werden lässt.

Durch die Zusammenarbeit mit erfahrenen Institutionen, wie dem Förderverein Nürnberger Felsengänge e.V. und ausgewiesenen Historikerinnen und Historikern der Stadt wäre mit der Gestaltung des Obstmarktbunkers eine dauerhafte und qualitativ hochwertige Nutzung gewährleistet. Durch die Ausstellung sollte ausschließlich geführt werden, wobei immer an den thematischen Zusammenhang, welche Gräueltaten und Verbrechen der nationalsozialistische Unrechtsstaat und sein menschenverachtendes Denken in ganz Europa angerichtet haben.  

 

Geschichte der Obstmarktbunkers

 

Vom 01.07.1948 bis 31.08.1950 war der Bunker als Hotelbunker „Hotel am Ratskeller“ vermietet. Andere Bunker in der Stadt wurden auch weiter genutzt zum Beispiel als Bauarbeiterunterkünfte, für Flüchtling oder als Stadtjugendhaus. Zu sehen sind noch heute im Bunker alte technische Einrichtungen, zum Teil funktionsfähig, Zimmer aus der Zeit der Hotelnutzung, einige Wandmalereien und Fotos aus der Bauzeit.

 

Zerstörung und Wiederaufbau

 

Es wurden in Nürnberg alle Straßenzüge fotografiert, die Kunst aus den Kirchen im Kunstbunker eingelagert, der „Schöne Brunnen“ und das Sebaldusgrab einbetoniert, lange bevor in der Bombennacht des 2. Januar 1945 die Altstadt weitestgehend zerstört wurde. Dies bedeutet, dass mit den Bombardierungen der Stadt bereits gerechnet worden war und dass die Bombardierungen in Kauf genommen wurden.

 

Das Gebiet östlich des Obstmarktes wurde nach der Kriegszerstörung vom Schutt  freigeräumt. Es entstand eine völlig leere, weite Fläche, die dann Steppe genannt wurde. Erst 1952 begann dort der Wiederaufbau mit der für das Gebiet heute typischen Wohnbebauung. Die Sebalder Steppe war ein Ergebnis des in die Welt getragen Hasses.

 

Wir regen an, dass ein Ausstellungsort im Obstmarktbunker und eine dort gezeigte Ausstellung in die Friedensarbeit der Stadt Nürnberg und die Erinnerungsarbeit integriert wird und darüber hinaus regen wir an, dass Ursaschen uns Auswirkungen des menschenverachtenden NS-Systems dargestellt und gezeigt werden. Die Möglichkeiten für eine derartige Nutzung des Obstmarktbunkers sollten jetzt mit den Planungen für eine neue Platzgestaltung ausgelotet werden.

 

Es gab bereits 1940 ein „Kuratorium zum Wiederaufbau deutscher Städte“, geleitet von Albert Speer – ein Beleg für die Kaltblütigkeit und die Unmenschlichkeit der systematischen Kriegstreiberei des NS-Staates. Der Bunker unter dem Obstmarkt ist 877 m² groß. Er hatte 450 Plätze für die Bevölkerung. Er ist einer von sechs zwischen 1940 -1943 errichten Tiefbunkern. Die anderen waren in der Wodanstrasse, am Jakobstor, bei der Landesgewerbeanstalt, im Bauhof und im Krankenhaus Flurstrasse. Der Bau wurde im September 1942 fertiggestellt. Der Bau der Bunker wurde auf Anweisung des „LS-Führerprogramms“ begonnen.

Im Nordteil des Bunkers sollte zunächst die „Befehlsstelle Rathaus“ der Verwaltung untergebracht werden. Diese Absicht wurde aber später wieder aufgegeben. Es gibt einen Zugang vom Rathaus und einen Zugang vom Obstmarkt. Der Zugang vom Obstmarkt liegt heute unter der Vitrine des Ladens des „Pelz Böck“. Nach dem Krieg waren im Bunker noch 45 Personen untergebracht, die keine andere Wohnmöglichkeit hatten.  

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Diskussion

Herbert Turetschek | 03.10.13 11:32

Was ich meine: Warum nicht einen zweiten Kunstbunker eröffnen?