Ersthelfer-App für die Stadt Nürnberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

im Jahr 2020 war mit knapp 50.000 Sterbefällen mehr als jeder dritte Sterbefall im Freistaat auf Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems zurückzuführen.Mit knapp 430.000 Krankenhausfällen, darunter mehr als 30.000 Herzinfarktfälle, gehören die Herz-Kreislauf-Erkrankungen generell zu den häufigsten Behandlungsanlässen in Bayern.

Die Rettungsdienste und Hilfsorganisationen geben ihr Bestes, um erkrankten Menschen schnellstmöglich zu helfen.

Im Falle eines plötzlichen Herz-Kreislauf-Stillstandes ist die Zeit bis zur Hilfeleistung von entscheidender Bedeutung. Im Mittel vergehen aktuell bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes am Notfallort ca. 7-15 Minuten. Um genau diese Zeit zu überbrücken, sind die Leitstellen seit einigen Jahren geschult, die Anrufer telefonisch zu einer Herzdruckmassage anzuleiten. Dies stellt jedoch noch immer für viele Menschen eine Hürde dar oder kann z.B. aufgrund der fehlenden körperlichen Kraft nicht mehr adäquat durchgeführt werden. Genau hier setzt die Ersthelfer-APP an und fungiert als fehlendes Glied einer optimalen Rettungskette. Denn selbst etablierte First-Responder Systeme (HvO, Freiwillige Feuerwehr, etc.) können nie so schnell vor Ort sein wie Helfer aus der unmittelbaren Nachbarschaft, welche über die APP alarmiert werden. Im Falle eines Notfalls werden von der Leitstelle über die APP registrierte und geschulte Ersthelfer im Umkreis alarmiert, die dann noch vor Eintreffen des Rettungsdienstes/Notarztes die lebensrettende Herzdruckmassage durchführen können.

Statistiken zeigen eindeutig, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, einen Herzstillstand unbeschadet oder mit geringem Schaden zu überleben, wenn vor Eintreffen des Rettungsdienstes eine Herzdruckmassage durchgeführt wird. Die verstrichene Zeit ohne Maßnahmen, die sog. „no flow time“, führt unwiderruflich zur Schädigung von Herz- und Gehirnzellen. Je kleiner also die Zeit ohne Kreislauf, umso größer sind die Chancen für den Erkrankten.

Erfahrungen aus anderen Städten zeigen, dass registrierte Ersthelfer vielfach in weniger als 5 Minuten am Einsatzort sind und somit frühzeitig mit den Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen können. Der Europäische Rat für Wiederbelebung fordert deshalb in Übereinstimmung mit dem Deutschen Rat für Wiederbelebung in seiner aktuellen Leitlinie jedes europäische Land dazu auf, Technologien zur Alarmierung von Ersthelfern bei Kreislaufstillstand durch Smartphone-Apps zu implementieren.

Die SPD-Stadtratsfraktion stellt zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

Die Verwaltung entwickelt ein Konzept für den Einsatz einer Ersthelfer-APP in Nürnberg.

Sie berichtet über

  • die Erfahrungen vergleichbarer Städte mit der Nutzung der Ersthelfer-App,
  • die aktuellen Planungen für die Nutzung einer Ersthelfer-APP in Nürnberg,
  • die damit verbundenen organisatorischen Voraussetzungen und Kosten,
  • die Anforderungen an die medizinische Ausbildung von registrierten Ersthelfern,
  • die rechtlichen Grundlagen (insbesondere zur Absicherung der Ersthelfer),
  • Möglichkeiten zu einer wirkungsvollen Helfergewinnung (z.B. einer Kampagne mit den Hilfsorganisationen und den Notärzten ähnlich #NürnbergDrückt, durch mediale Ansprache von Interessierten) sowie über
  • Möglichkeiten einer Evaluierung des Nutzens für die Stadt Nürnberg und den Rettungsdienstbereich Nürnberg.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Ansprechpartner

Jasmin Bieswanger
gesundheitspolitische Sprecherin

 

und

 

Dr. Ulrich Blaschke
sicherheitspolitischer Sprecher