Nürnberg mit Bevölkerungsrekord - Magnetwirkung führt zu Wachstumsschmerzen

Nürnberg mit über 540.000 Einwohner*innen

Noch nie hatte die Stadt so viele Einwohner*innen mit Hauptwohnung in Nürnberg: Ende Oktober waren es 542.544. Seit Jahresende 2021 ist dies ein Zuwachs um mehr als 10.000 Personen. Darüber informierte der jüngste Monatsbericht des städtischen Statistikamts.

Nürnbergs SPD-Fraktionsvorsitzender sieht dieses Bevölkerungswachstum mit gemischten Gefühlen. „Nürnberg bietet viel an Lebensqualität. Menschen und Familien ziehen gerne hierher, der Arbeitsmarkt ist gut und das Freizeitangebot ist groß“, so der Sozialdemokrat. „Kurzum: Nürnberg hat Magnetwirkung. In einer Zeit, in der sich Betriebe wie öffentlicher Dienst über einen Mangel an Arbeits- und Fachkräften beklagen, ist das auch wichtig für den wirtschaftlichen Erfolg der Stadt“.

Brehm sieht aber auch zunehmenden Wachstumsschmerzen, die mit dem Bevölkerungshoch einhergehen und die Stadtpolitik vor große Herausforderungen stellen. „Die dringlichste Aufgabe bleibt es deshalb, neuen und bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Ehrlicherweise laufen wir hier den selbst gesteckten Zielen von 2.000 neuen Wohnungen pro Jahr hinterher“, so der SPD-Politiker. „Das Thema Bauen muss deshalb weiter oben auf der Agenda stehen.“

Das große städtische Investitionsprogramm in Kitas und Schulen ist eine Antwort auf die steigende Zahl an Kindern in der Stadt. „Aber nicht nur Bildungseinrichtungen müssen mitwachsen, sondern auch die restliche Infrastruktur und Daseinsvorsorge. Diese Herkulesaufgabe ist eine der Gründe, warum der Stadthaushalt mittlerweile so angespannt ist. Mehr Menschen in der Stadt brauchen auch ein Mehr an wohnortnahen Begegnungs- und Kulturräumen, Sozial-, Alten- und Pflegeeinrichtungen sowie Sportmöglichkeiten“, erinnert Brehm. „Neben dem Geld mangelt es vor allem leider auch an verfügbaren Flächen.“

Diese Infrastrukturthemen will die SPD nun zum Thema im Stadtplanungsausschuss machen. Sie fordert von der Stadtverwaltung eine vorausschauende und koordinierende Rolle einzunehmen, damit mittel- bis langfristig möglichst viele Bedarfe gedeckt werden können und diese frühzeitig in Verfahren der Bauleitplanung einfließen. „Wir möchten wissen, welche Stadtteile perspektivisch unterversorgt sind und wo Handlungsbedarf besteht“, so der Fraktionschef. „Wir müssen klug planen und bauen, um dabei auch wichtige Grün- und Naherholungsachsen zu sichern und zu erweitern.“

Ursächlich für die steigende Bevölkerungskurve ist nach der „Corona-Delle“ der Zuzug aus dem restlichen Bayern, dem europäischen Ausland und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine. 7.656 Ukrainer*innen lebten im Oktober 2022 in Nürnberg, die zum Jahreswechsel noch nicht hier gelebt hatten. Der natürliche Saldo in Nürnberg ist negativ. Es gab also mehr Todesfälle als Geburten.