Die SPD-Stadtratsfraktion erinnert an Beginn des AEG-Streiks vor 20 Jahren.
Harald Dix, SPD-Stadtrat und damaliger Betriebsratsvorsitzender bei AEG, blickt zurück:
„Vor 20 Jahren haben sich Tausende Kolleginnen und Kollegen gegen die Schließung ihres Werks gewehrt. Dieser Kampf war hart, voller Unsicherheit, aber auch voller Stolz und Zusammenhalt. Wir haben damals um nichts weniger gekämpft als um die Würde der Arbeit und die Zukunft einer ganzen Region.“
Dix war als Betriebsratschef zentral an den Protesten und Verhandlungen beteiligt. Er weiß, was ein solcher Einschnitt mit Menschen macht – und was er einer Stadt abverlangt.
„Die Jahre 2005 und 2006 mahnen uns bis heute: Nürnberg ist Industriestadt und das muss so bleiben. Wenn wir wirtschaftliche Transformationsprozesse nicht aktiv begleiten, zahlen am Ende wieder die Beschäftigten den Preis. Deshalb muss Stadtpolitik heute vorausschauend handeln, neue Ansiedlungen ermöglichen, Innovation und Qualifizierung fördern und gleichzeitig dafür sorgen, dass die industrielle Basis nicht weiter ausdünnt.“
Hintergrund:
Am 12. Dezember 2005 um 14:00 Uhr verkündete Horst Winkler, Manager des Electrolux-Konzerns, die Schließung des Nürnberger Werks. Begründung: Durch die Verlagerung nach Polen würden Einsparungen von 48 Millionen € erzielt.
Bereits vor dem 12. Dezember 2005 kam es zu verschiedenen Protestaktionen, zum Teil mit 24 Stunden Arbeitsausfall. Ab dem 12. Dezember 2005 wurde bis zum Streikbeginn am 20. Januar 2006 de facto nicht mehr gearbeitet, trotz erheblicher Einkommenseinbußen.
Auf einer Großkundgebung des DGB am 20. Dezember 2005 mit rund 6.000 Teilnehmern sprach auch Alt-OBM Ulrich Maly und unterstütze die streikenden Metaller.
AEG, einst größtes Elektroindustrieunternehmen Deutschlands, war ein Symbol deutscher Industriegeschichte. Seit 1921 gab es den Standort AEG Nürnberg. Er war Hauptfirmensitz und der Standort mit den meisten Beschäftigten in Deutschland.
1994 wurde AEG-Hausgeräte von Daimler-Chrysler an Electrolux verkauft.
Der Betriebsrat und die IG Metall warfen der Unternehmensleitung vor, dass sie strategische Fehler gemacht hatten, z.B. falsches Marketing und die Fokussierung auf das Billigpreissegment der Hausgeräte. Viele Innovationen im Hausgerätebereich wurden verschlafen und keine Strategie für den Standort Deutschland entworfen.

