Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche im Bildungsbericht

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

erst jetzt lassen sich nach und nach die mittel- sowie langfristigen Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche in Nürnberg überblicken - sei es in sozialer oder psychischer Hinsicht bzw. in der Betrachtung der Auswirkungen auf den individuellen Bildungserfolg. Hierbei spielen gerade die Auswirkungen der unterschiedlichen Corona-Maßnahmen eine Rolle: Die fehlende direkte Interaktion zwischen Lehrer*innen / Sozialpädagog*innen, Erzieher*innen mit den Kindern und Jugendlichen, die fehlende Möglichkeit, mit familienexternen Personen zusammenzuarbeiten u.v.m. Erste Studien weisen darauf hin, dass die Folgen dieser Umstände noch lange nachwirken sowie die Bildungspraxis und Bildungspolitik herausfordern werden.

In Nürnberg ist der städtische Bildungsbericht das zentrale Instrument der Analyse sowie eine fundierte Entscheidungs-, Steuerungs- und Planungsgrundlage für die kommunale Bildungspolitik. Aus unserer Sicht ist es deshalb notwendig, in der nächsten Berichtsausgabe und in einem oder mehreren Zwischenberichten einen besonderen Schwerpunkt auf die konkreten Folgen der Corona-Pandemie für Kinder und Jugendliche zu legen. Auf diese Weise können wichtige Erkenntnisse gewonnen werden, um negativen Folgewirkungen der Pandemie mit konkreten Maßnahmen auf kommunaler Ebene begegnen zu können.

Aus diesem Grund stellt die SPD-Stadtratsfraktion den folgenden

Antrag:

  • Die Verwaltung widmet sich im nächsten städtischen Bildungsbericht insbesondere dem Thema „Corona und die Folgen für Kinder und Jugendliche“.
  • Insgesamt sind dabei konkrete Handlungsempfehlungen innerhalb kommunaler Handlungsspielräume abzuleiten und zu beleuchten. Dabei sind Erfahrungen der Verwaltung durch bereits umgesetzte Unterstützungsmaßnahmen wie z.B. die Einrichtung von Lernorten einzubeziehen.
  • Die Verwaltung geht dabei insbesondere auf die folgenden besonders relevanten Fragen- und Themenkomplexe ein. Diese gelten übergreifend, auch wenn sie im Folgenden einem bestimmten Themenkomplex zugeordnet wurden.

Zudem stellt die folgende Auflistung nur eine Auswahl dar und ist demnach nicht abschließend zu verstehen:

Frühkindliche Bildung

  • Mögliche Auswirkungen der Pandemie auf die KiTa-Besuchszahlen, Auswertung der Besuchszahlen in den Stadtteilen, mögliche Tendenzen.
  • Auswirkung der „Notbetreuung“ auf die Kinder – diejenigen, die anwesend waren und diejenigen, die außen vor blieben.
  • Sprachentwicklung und mögliche Rückschritte – beispielsweise Aussetzen der Deutsch 240-Kurse.
  • Auswirkungen der Pandemie auf motorische Fertigkeiten, emotionale Defizite.

Jugendarbeit

  • Folgen der Einschränkungen durch die gesetzlichen Vorgaben – Wandel, z.B. digital, aufsuchende Arbeit, Einzelberatungen.
  • Sind Kontakte zu Jugendlichen abgerissen bzw. gibt es Rückgänge bei Besuchen und Nutzungszahlen bei Jugendeinrichtungen bzw. -angeboten.
  • Psychosoziale Auswirkungen der Pandemie.

Schule

  • Problematik der Übergänge, sei es zwischen KiTa und Grundschule oder zwischen Grundschule und weiterführender Schule.
  • Lernstanderhebungen- und Rückstände: Feststellung, Umgang und insbesondere Ausgleich.
  • Zunahme der Heterogenität in den Klassen bezüglich Lernständen und individuellen Lebenslagen.
  • Rolle und Verfügbarkeit digitaler Bildungsangebote (Ausstattung, Bedienung der Geräte, Internetzugang, Medienpädagogik), Auswirkungen auf den Medienkonsum.
  • Psychosoziale Auswirkungen der Pandemie.
  • Bedarfsanalyse für die Jugendsozialarbeit an Schulen – Zunahme von Einzelfallhilfen, Unterstützungsbedarf, Kontaktmöglichkeiten.
  • Rolle und Einbeziehung des bürgerschaftlichen Engagements.
  • Auswirkungen der Pandemie auf die Zahlen der Ganztagesbildung bzw. den Übergang in weiterführende Schulen.

Übergang Schule – Beruf / Ausbildung

  • Einordnung der aktuellen Ausbildungsjahrgänge und deren Übergang in den Beruf; mögliche Auswirkungen der Pandemie und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen. 
  • Auswirkungen des Wegfalls von Praktika, Berufsorientierungsmaßnahmen bzw. Einschränkungen von Berufsberatungsangeboten.
  • Auswirkungen der Pandemie auf Lernstände, die Persönlichkeitsentwicklungen und Ausbildungsreife.
  • Mögliche Zunahme von Jugendlichen im Übergangssystem.
  • Erreichbarkeit von „abgehängten“ bzw. „unversorgten“ Jugendlichen - Schwierigkeiten und Perspektiven.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragstellerin

Dr. Anja Prölß-Kammerer
Stv. Fraktionsvorsitzende und
schulpolitische Sprecherin