Magnetbahn-Studie erweitern – Keine Fehlinvestition gegen Interessen der Nürnberger!

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
am 5. Dezember 2023 wurde durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder im Rahmen einer Regierungserklärung angekündigt, auf der Strecke zwischen der U-Bahnhaltestelle Bauernfeindstraße und dem Klinikum-Süd eine Magnetschwebebahn der Firma Bögl zu bauen. Diese soll – anstatt der bereits beschlossenen Straßenbahnlinie – den Stadtteil Lichtenreuth mit der Technischen Universität, die Messe und das Klinikum Süd verbinden.
Bereits bei Vorstellung der Idee wurden Zweifel am verkehrlichen Mehrwert und der Finanzierung des Projektes laut.
Durch die Stadt wurde ein Gutachten zur technischen Machbarkeit und verkehrlichen Sinnhaftigkeit in Auftrag gegeben. Obwohl dieses in weiten Teilen schon Ende 2024 vorlag, wurde das Gutachten weder den Stadträten noch der Öffentlichkeit gegenüber transparent gemacht.
Die SPD-Stadtratsfraktion hat daher mit Antrag vom 5. Februar „Transparenz bei der Magnetschwebebahn – Studie sofort veröffentlichen!“ eine schnelle Offenlegung eingefordert. Es ist erfreulich, dass die Stadtspitze nun eine Zusammenfassung der Ergebnisse öffentlich einsehbar gemacht hat und diese nun im Verkehrsausschuss vorgestellt werden. Unser Drängen auf Transparenz hat gewirkt. Die Bürgerinnen und Bürger können sich nun an der Diskussion über die Magnetschwebebahn informiert beteiligen.
Die Ergebnisse des Gutachtens sind sehr ernüchternd. Bei einem ähnlichen Investitionsvolumen von ca. 70 Mio. Euro kommt es in der verkehrlichen Gesamtabwägung auf die Nutzenbilanz an. Hier spricht das Gutachten eine sehr deutliche Sprache: gegenüber einer durchgebundenen Straßenbahn ergibt sich ein Drittel weniger erschließbares Fahrgastpotenzial. Dieser Abstand könnte in der Realität aufgrund der Hochlage und Umsteigezeiten trotz schnellerer Fahrzeit noch höher sein.
Zudem ist das begutachtete Fahrzeug- und Betriebskonzept bei Veranstaltungen ungeeignet, Messegäste und Clubfans effizient bei Massenandrang abzutransportieren. Während die MSB im 10-Minuten-Takt nur vergleichbar zu einer vierteiligen Straßenbahn im 10-Minuten-Takt wäre, könnte die Straßenbahn auf bis zu einen 2-Minuten-Takt für Events hochgeschraubt werden. Ohne Zusatzinvestition könnte eine Straßenbahn bei Events das Fünffache an Gästen transportieren.
Die Investition von 70 Mio. Euro Steuergeldern in ein Transportsystem, das im Regelbetrieb nur zwei Drittel des Nutzens einer Straßenbahn erreicht und bei einspuriger Ausführung für Veranstaltungsverkehre im Nürnberger Süden völlig untauglich ist, erscheint mehr als fragwürdig. Verkehrspolitisch ist geboten, in Zeiten klammer Kassen jeden Euro an Steuergeldern möglichst so zu investieren, damit so viele Menschen wie möglich ein- und umsteigen. Auch industriepolitisch droht eine Investition in dieses ungeeignete Modell eher eine Fehlinvestition zu werden. Was für eine Showcase gibt es für internationale Messegäste her, der MSB beim Kapitulieren vor großstädtischem Menschenandrang zuzuschauen? Grundsätzlich ist die Magnetschwebebahn eine interessante Technologie und würde den Wirtschafts- und Eisenbahnstandort Nürnberg als Technologieführerstadt bereichern. Das Gutachten ergibt nun: Es rächt sich, dass der Ministerpräsident sich in seiner Regierungserklärung auf diese Strecke festgelegt hat. Es wäre eine hohe Investition an ungeeignetem Ort.
Daher stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im Stadtrat folgenden
Antrag:
- Der Oberbürgermeister wirkt beim Freistaat darauf hin, die Machbarkeitsstudie zur Magnetschwebebahn um die Suche nach geeigneten Strecken in der Metropolregion auszuweiten und in Abstimmung mit den umliegenden Gebietskörperschaften nach Alternativstrecken zu suchen.
- Die Stadtverwaltung priorisiert weiterhin die Straßenbahnplanung und berichtet über das weitere Vorgehen bis zur Bauernfeindstraße und darüber hinaus.
Mit freundlichen Grüßen

Ihr Ansprechpartner
Dr. Nasser Ahmed
verkehrspolitischer Sprecher