Nachruf auf Reiner Prölß
Mit großer Trauer und Bestürzung haben wir vom plötzlichen Tod unseres ehemaligen Referenten für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, Reiner Prölß erfahren.

Am Samstag den 1. Februar 2025, ist Reiner Prölß überraschend im Alter von 71 Jahren verstorben. Er war über Jahrzehnte hinweg eine prägende Persönlichkeit der Sozialpolitik in Nürnberg. Er galt als einer der profiliertesten Sozialpolitiker Deutschlands auf kommunaler Ebene.
Geboren am 16. April 1953 in Nürnberg, absolvierte er sein Studium der Sozialpädagogik an der Staatlichen Fachhochschule Nürnberg sowie ein Studium der Pädagogik an der Universität Bamberg. Nach ersten beruflichen Stationen als bildungs- und jugendpolitischer Sekretär der SJD – Die Falken und als Lehrer im Beruflichen Schulwesen der Stadt Nürnberg übernahm er 1986 verantwortungsvolle Aufgaben im Jugendamt. Sein ausgeprägtes Engagement für die soziale Gerechtigkeit und seine strategische Weitsicht führten ihn 2005 in das Amt des Referenten für Jugend, Familie und Soziales der Stadt Nürnberg, das er bis zu seinem Ruhestand im Jahr 2020 ausübte.
Als überzeugter Sozialpolitiker widmete er sein berufliches Leben der Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern, Jugendlichen, Familien und sozial benachteiligten Menschen. Sein Wirken erstreckte sich nicht nur auf die Stadt Nürnberg, sondern hatte auch auf landes- und bundespolitischer Ebene eine große Strahlkraft.
Sein Einsatz für soziale Belange hinterlässt ein bedeutendes Vermächtnis, das insbesondere in folgenden Meilensteinen seines Wirkens sichtbar wird:
- Die strategische Ausrichtung der Arbeit des Geschäftsbereichs an einem "Orientierungsrahmen für eine nachhaltige Jugend-, Familien-, Bildungs- und Sozialpolitik" mit zehn strategischen Leitlinien.
- Die umfassende Reform der Organisationsstrukturen im Geschäftsbereich Jugend, Familie und Soziales zur Stärkung der Effizienz und zur Konsolidierung des Haushalts.
- Der qualitative und quantitative Ausbau der Kindertageseinrichtungen, insbesondere im Hinblick auf die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz ab 2013.
- Der nachhaltige Ausbau von Angeboten und Einrichtungen sowie die Förderung von Verbänden der Kinder- und Jugendarbeit, selbst unter schwierigen finanziellen Rahmenbedingungen.
- Die Verstärkung der Jugendsozialarbeit an Schulen, die nachhaltige Stabilisierung des Allgemeinen Sozialdienstes sowie die langfristige Etablierung des Bündnisses für Familie.
- Die Verhinderung einer weitreichenden Privatisierung kommunaler Pflegeeinrichtungen und die strukturelle Modernisierung des NürnbergStifts.
- Die Entwicklung und Umsetzung wirksamer Programme zur Armutsprävention und Armutsbekämpfung, darunter das Arbeitsprogramm gegen Kinderarmut (2008), die Erweiterung zu einem Programm gegen Kinder- und Jugendarmut (2018) sowie die Einführung eines Arbeitsprogramms gegen Altersarmut (2019).
- Die Förderung und Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in Nürnberg, wodurch ehrenamtliches Engagement sichtbarer und wertgeschätzt wurde.
Reiner Prölß verstand es, langfristige sozialpolitische Strategien mit konkreten Maßnahmen zu verbinden, die das Leben vieler Menschen nachhaltig verbesserten. Seine fachliche Kompetenz und seine unermüdliche Einsatzbereitschaft machten ihn zu einer unverzichtbaren Stimme für soziale Belange in der Stadtgesellschaft. In zahlreichen bundesweiten Gremien und Institutionen vertrat er Nürnberg und brachte seine Expertise in die Weiterentwicklung sozialpolitischer Konzepte ein. Er war eine treibende Kraft für sozialpolitische Innovationen und nachhaltige Veränderungen.
„Ganz besonders war sein letzter Neujahrsgruß zu den aktuellen politischen Geschehnissen. Er zeigte auf die Zusammenhänge und seine tiefe Sorge über die weltpolitischen Entwicklungen des Jahres 2024. Reiner Prölß war nicht nur als politischer Gestalter, sondern auch ein beeindruckender und kritischer Beobachter der gesellschaftlichen Transformationsprozesse.“ so Christine Kayser, Vorsitzende der SPD-Stadtratsfraktion.
„Sein Wirken hat tiefe und bleibende Spuren hinterlassen. Die von ihm initiierten Projekte und Maßnahmen werden weit über seine Amtszeit hinaus Bestand haben. Er war eine Persönlichkeit, die mit Weitsicht, Integrität und einem starken Sinn für soziale Gerechtigkeit handelte.“ so Dr. Nasser Ahmed, Vorsitzender der SPD Nürnberg.
Sein plötzlicher Tod ist ein schmerzlicher Verlust für die SPD, für die Stadtgesellschaft, für die Sozialpolitik und für all jene, die ihn als Freund kannten.