Autismus-Spektrum-Störungen

Sehr geehrter Oberbürgermeister,
gestörte soziale Interaktion und Kommunikation, wiederholte und stereotype Verhaltensmuster und ungleichmäßige geistige Entwicklung gehören unter anderem zu den Kennzeichen von Autismus-Spektrum-Störungen bei Kindern. In den vergangenen Jahren hat die Zahl der diagnostizierten Kinder stetig zugenommen.
So stellt die Zentrale Beratungsstelle für Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsauffälligkeiten und Behinderung der Stadt Nürnberg (ZEBBEK) einen Anstieg auf mittlerweile über 1.000 Beratungen pro Jahr fest, hinzu kommen noch ca. 5.000 Telefonkontakte pro Jahr. Die Kinder, die zur Begutachtung vorstellig werden, zeigen oftmals komplexe Auffälligkeiten gepaart mit körperlichen Einschränkungen, sei es im Bereich Motorik, Ernährung oder Zahngesundheit.
Im SPZ (sozialpädagogisches Zentrum) der Nürnberger Kliniken werden primär Kinder mit organischen Störungen diagnostiziert. Auch hier ist eine deutliche Zunahme der Autismus-Spektrum-Störungen zu erkennen. 10% aller diagnostizierten Kinder haben schwerste globale und tiefe Entwicklungsstörungen. Bis die Eltern mit ihren Kindern im SPZ vorstellig werden, haben diese oftmals schon verschiedene Angebote oder Therapien wahrgenommen, u.a. Physiotherapie oder Logopädie. Im Vergleich zum Durchschnitt in Bayern diagnostizieren die zwei in Mittelfranken angesiedelten SPZ deutlich mehr Kinder.
Erst nach dieser Diagnose wird den Kindern der Status einer Störung/Behinderung zuerkannt – eine wichtige Stellschraube auf dem weiteren Weg der Förderung für das Kind, aber auch Dreh- und Angelpunkt für die adäquate Ausstattung von Betreuungseinrichtungen. Oftmals wird diese Stelle im Prozess von Fachpersonen und Betroffenen als Flaschenhals beschrieben.
Ist ein Kind von der ZEBBEK oder im SPZ diagnostiziert, zeigt sich jedoch auch im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe bzw. Schule ein Mangel an Betreuungs- und Förderplätzen für diese Kinder. Dies stellt eine große Belastung für die Eltern dar, da ihre Kinder häufig zu Hause betreut werden müssen.
Auch die Anbieter von Betreuungs- und Fördermöglichkeiten stehen vor der großen Herausforderung, möglichst vielen Kindern einen Platz anzubieten und das pädagogische und therapeutische Personal für die Kinder mit besonderen Herausforderungen zu finden und zu qualifizieren.
Die Stadt Nürnberg ist an verschiedenen Stellen dieses Gesamtprozesses der Diagnose, Betreuung und Förderung mit dem Thema betraut: Gesundheitsamt, Jugendamt, Schulreferat wirken hier in Zusammenarbeit mit dem Bezirk.
Als SPD-Stadtratsfraktion ist uns die positive Entwicklung unserer Kinder ein Herzensanliegen. Kinder, die in jungen Jahren zusammen mit ihren Eltern schon mit Problemen zu kämpfen haben, haben eine schwerere Zukunft vor sich. Diese Schieflage gilt es dringend zu verbessern.
Daher stellt die SPD-Stadtratsfraktion folgenden
Antrag:
Die Verwaltung:
- Stellt den therapeutischen und diagnostischen Weg für Kinder und Eltern in Kommune und Bezirk dar und erläutert die Herausforderungen für alle Beteiligten. Dabei werden auch Möglichkeiten der Stärkung bzw. Beschleunigung der Diagnostik aufgezeigt.
- Berichtet über die verfügbaren therapeutischen Angebote und Betreuungsmöglichkeiten und stellt dabei die Zahl der bereitgestellten Plätze den Zahlen des Bedarfs und der wahrgenommenen Angebote gegenüber.
- Fasst zusammen, wie viele Kinder und Jugendliche mit Autismus-Spektrum-Störungen auf welche Einrichtungen (Kindergarten, Schule, Hort) bei den verschiedenen Trägern (Stadt Nürnberg, Bezirk Mittelfranken, private Träger wie die Lebenshilfe) im Stadtgebiet verteilt sind.
- Stellt spezielle Maßnahmen und Angebote für diese Elternzielgruppe in der Stadt Nürnberg dar, die dazu führen, dass die Eltern ihre Elternschaft gestärkt und ihre Herausforderungen bewältigen können.
- Stellt dar, welche Notwendigkeiten bezüglich eines erfolgreichen Übergangs von Diagnostik zur Förderung notwendig sind und bewertet, den Status Quo in der Stadt Nürnberg.
- Stellt dar, welche Kosten in den kommenden Jahren zu erwarten sind um alle Kinder, bei denen dies notwendig ist, zu diagnostizieren und zu fördern und notwendige Betreuungsmöglichkeiten zu schaffen.
Mit freudlichen Grüßen



Ihre Ansprechpartner
Jasmin Bieswanger
gesundheitspolitische Sprecherin
und
Fabian Meissner
Stadtrat
und
Yasemin Yilmaz
Stadträtin