Weiterentwicklung von Kunsthalle und Kunstvilla
gemeinsamer Antrag der Stadtratsfraktionen CSU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
das vorliegende Sparpaket für die Haushaltsberatungen für den Haushalt 2023 sieht die Schließung von Kunsthalle und Kunstvilla vor. Beide Institutionen sind Teil des KunstKulturQuartiers. Zu diesem zählt zudem noch das Kunsthaus, das ebenfalls moderne Kunst sowie Fotografie zeigt. Ausschlaggebend für den Vorschlag, sowohl Kunstvilla als auch die Kunsthalle in das Sparpaket aufzunehmen, sind zum einen der hohe Zuschussbedarf und zum anderen die relativ geringen Besucher*innenzahlen. Auch wenn diese in den Corona-Jahren nur bedingt aussagekräftig sind, ist nicht von der Hand zu weisen, dass gerade bei der Kunsthalle die Zahlen deutlich ausbaufähig wären.
Die Kunsthalle wurde 1913 als Kunst-Ausstellungs-Halle errichtet, präsentierte zunächst Ausstellungen aus der regionalen Künstlerschaft sowie internationale Künstler*innen. 1967 wurde sie dann als städtisches Ausstellungshaus für internationale Gegenwartskunst eröffnet. Seit 2008 ist sie Teil des KunstKulturQuartiers und wurde in den Jahren 2018/19 energetisch saniert.
Die Geschichte der 2014 eröffneten Kunstvilla ist wesentlich kürzer. Sie resultiert aus der Schenkung des Nürnberger Verlegers Bruno Schnell, der die ehemalige Kaufmannsvilla in der Blumenstraße 17 der Stadt Nürnberg als Ausstellungshaus für fränkische Kunst überließ.
Zu nennen ist jenseits der Sparvorschläge das Kunsthaus im KunstKulturQuartier, das ebenfalls internationale Gegenwartskunst zeigt, zudem Fotografie und den Anspruch hat, diese Ausstellungen mit gesellschaftspolitischen zeitgenössischen Themen zu verknüpfen.
Alle drei Institutionen haben aus Sicht unserer Stadtratsfraktion ihr Potential noch nicht ausgeschöpft. Daher werden wir uns dem Vorschlag zur sofortigen Schließung nicht anschließen. Wir möchten in Nürnberg ein möglichst breites Kulturangebot erhalten und deswegen mit einer Reihe von Vorschlägen Kunstvilla, Kunsthalle und auch Kunsthaus im KunstKulturQuartier auffordern, sich konzeptionell als auch strukturell mit den Defiziten auseinanderzusetzen und gegebenenfalls umzusteuern.
Vor diesem Hintergrund stellen die drei Stadtratsfraktionen folgenden
Antrag:
- Die derzeitigen Konzeptionen werden auf den Prüfstand gestellt und gegebenenfalls neu ausgerichtet. Die Ausstellungspolitik sollte dahingehend verändert werden, insgesamt breitere Publikumsschichten zu erschließen, indem beispielsweise einmal im Jahr Ausstellungen für breite Bevölkerungsschichten mit regional oder überregional bekannten Künstlern in die Häuser geholt werden – dabei ist auch zu überlegen, ob die drei Häuser hier bei Ausstellungen thematisch nicht auch zusammenwirken könnten. Das Ziel ist eine deutliche Steigerung der Besucher*innenzahlen.
- Das KunstKulturQuartier versucht, z.B. durch Vermietungen in der Kunsthalle, neue Finanzquellen zu erschließen, die Auslastung zu steigern und gleichzeitig auch neue Zielgruppen an die Häuser zu binden. Auch Eintrittspreissteigerungen sollten überlegt werden.
- Die aktuelle Freie Nürnberger Szene ist derzeit gar nicht mehr in die Ausstellungstätigkeit des KunstKulturQuartiers eingebunden. Dies war früher der Fall. Über Künstlerverbände wie BBK, die Künstlervereinigung „Der Kreis“ oder auch Absolvent*innen der Akademie sollte diese Einbindung wieder vorangetrieben werden, um die Häuser wieder mehr in der aktuellen Nürnberger Szene zu verankern. Nürnberger Künstler*innen sollten auch in die Neukonzeption bzw. Neuausrichtung eingebunden werden und beispielsweise auch Ausstellungen kuratieren. Dabei werden auch Nürnberger Künstler*innenkollektive einbezogen, die Räume zeitweise ggf. gegen Miete übergeben und eigene Ausstellungen ermöglicht, wie zum Beispiel bei „Kult&Tumult“ auf Kulturwerkstatt auf AEG.
- Die Kulturverwaltung stellt die Planungen zur Neuausrichtungen der Häuser vor den Haushaltsberatungen im Jahr 2023 im zuständigen Fachausschuss bzw. im Stadtrat zur Diskussion vor.
- Da die vorgeschlagene Einsparsumme im Sparpaket damit nicht erreicht werden kann, werden von der Kulturverwaltung alternative Einsparvorschläge in gleicher Höhe erwartet.
Mit freundlichen Grüßen