Nachnutzung der Tankstellenflächen im Stadtgebiet

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

ab dem Jahr 2035 sollen nach dem Willen der Europäischen Kommission keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr verkauft werden. Namhafte Autobauer haben angekündigt, schon vorher gänzlich auf die Fertigung von Elektrofahrzeugen umzusteigen. Das Geschäftsmodell der Mineralölkonzerne mit einem flächendeckenden Netz an Tankstellen nähert sich deshalb in Schritten einem absehbaren Ende. Zukünftig wird mehr Strom als Sprit getankt, was mit einer gänzlich anderen Versorgungsinfrastruktur einhergeht.

Die spannende Frage für die Stadtentwicklung ist, welcher Nachnutzung die Tankstellenflächen erfahren werden. Teilweise handelt es sich um „Filetstücke“, die verkehrlich gut erschlossen sind und für eine hochwertige Wohnbebauung und Gewerbe genutzt werden können. Die Stadt Nürnberg muss ein strategisches Interesse haben, auf die Entwicklung und Nachnutzung dieser privaten Flächen Einfluss zu nehmen und wo (finanziell) möglich, diese selbst zu erwerben.

Die großen Mineralöl-Großkonzerne entwickeln in Konzeptstudien bereits erste Visionen zur Zukunft der Tankstellen, um zumindest einen Teil des Geschäftsmodells zu retten. Sie wollen diese zu serviceorientierten Mobilitätszentren weiterentwickeln. Die Vielzahl an Standorten wird aber wohl spürbar reduziert werden.

Diese neuen Mobilitätszentren wären vor allem in dicht bebauten Stadtteilen mit Geschoss-wohnungsbau die Lösung für ein bisher ungelöstes Problem: Der Platz im öffentlichen Raum ist begrenzt, sodass dort nicht genügend öffentliche Stromtankstellen errichtet werden können. Wer ein Elektroauto, aber keine eigene Garage oder privaten Stellplatz besitzt, hat nach wie vor ein Problem. Das Tanken an solchen schnellladenden „Superchargern“ erfordert allerdings an den meisten Standorten auch ein Aufrüsten der (kommunalen) Strominfrastruktur, weil die gleichzeitig abgerufene Strommenge enorm ist. Insgesamt stellt sich die Frage, ob dies nicht auch eine Wertschöpfungskette ist, von der nicht auch kommunale Energieunternehmen profitieren können.

Vor diesem Hintergrund stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im zuständigen Ausschuss den folgenden

Antrag:

Die Verwaltung

  • berichtet über den Sachverhalt und ihre fachliche Einschätzung,
  • prüft, ein entsprechendes Modellprojekt anzustoßen und Fördermittel zu akquirieren,
  • und die N-ERGIE dabei zu beteiligen.

Mit freundlichen Grüßen

Ihr Antragsteller

Thorsten Brehm
Fraktionsvorsitzender