Der Rufbus des 21. Jahrhunderts: On-Demand-Verkehr in kommunaler Hand

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

im März 2021 beschloss der Bundesrat eine Novellierung des Personenbeförderungs-gesetzes, die nun auch klare Regeln für innovative Bedarfsverkehre formuliert. Die Kommunen und der ÖPNV werden in ihrer Rolle hierbei bestätigt und gestärkt. Aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion ist dies auch das Signal für Nürnberg und die VAG, sich Gedanken bezüglich eines attraktiven On-Demand-Verkehrs zu machen.

Ein bisher sehr prominentes Beispiel eines Pionierprojektes in diesem Bereich ist der Berliner BerlKönig. Es bewies eindrücklich, dass Digitalisierung und Algorithmen gerade im Bereich der Verkehrssteuerung und -planung besonders spannende Anwendungsmöglichkeiten bieten. Die Evaluation nach einem 6-monatigen Testbetrieb, der nur in bestimmten Teilen Berlins von der BVG betrieben wurde, zeigte, dass das Angebot schnell angenommen wurde und Zukunftspotenzial hat.

Für Nürnberg sehen wir jedoch nicht die Kooperation mit einem Automobilhersteller als das Modell der Wahl, sondern die Nutzung der Ressourcen, die unsere ÖPNV-Landschaft schon aufweist. Wir sprechen uns daher für eine Kooperation zwischen VAG und Taxi-Anbietern aus.

Insbesondere für diese Anwendungsfälle scheint ein solches Angebot auch für unsere Stadt von knapp 500 000 Einwohnern interessant:

  • Der ÖPNV in Nürnberg ist bereits gut ausgebaut und wir sind uns bewusst, dass uns die Verkehrswende nur mit einem solchen starken System gelingen kann. Dennoch gibt es immer wieder blanke Stellen, die bisher aus Kostengründen bzw. aufgrund sehr schlechter Nutzen-Kosten-Berechnungen nicht bedient werden konnten. Ein solches Beispiel ist Kleingründlach, das bisher nicht erschlossen ist.
  • Zudem weisen Stadtrandlagen und andere Gebiete nicht-verdichteter ÖPNV-Angebote immer wieder schwierige Lücken in Takt und kleinräumiger Zielerreichung auf. Gerade Senior*innen, die in diesen Gebieten wohnen, könnten von einem Sammelbusangebot profitieren. So werden wir beispielsweise immer wieder auf das schwierige Erreichen des Schweinauer Bucks hingewiesen, der einen hohen Naherholungswert hat, jedoch mit üblichen Linienbussen nicht erschlossen werden kann.
  • Angebote jenseits des üblichen Takts und Servicezeitraums wären eine wichtige Ergänzung für Arbeitnehmer*innen und (irgendwann wieder) Nachtschwärmer*innen. Auch hier könnten wir uns den Einsatz des On-Demand-Systems vorstellen.

Um zu klären, ob On-Demand-Verkehre in Nürnberg und für den Anbieter VAG derzeit möglich sind, stellt die SPD-Stadtratsfraktion im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

  • Die VAG wird aufgefordert ein Konzept für ein kommunales bedarfsgesteuertes Ridepooling in Absprachen mit weiteren Anbietern des öffentlichen Nahverkehrs (z.B. Taxi-Unternehmen) zu entwickeln. Über eine mögliche Umsetzbarkeit, sowie Ausgestaltung und Kosten wird im Verkehrsausschuss berichtet.
  • Es wird die Möglichkeit eines Probebetriebs samt Evaluation überprüft.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragsteller

Yasemin Yilmaz
Sprecherin für Digitales

 

und

 

Nasser Ahmed
verkehrspolitischer Sprecher