Gemeinsame Resolution: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland

Jüdisches Leben in Nürnberg. Sichtbar. Erfahrbar. Selbstverständlich

Im Jubiläumsjahr 2021 feiern und würdigen wir 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Jüdinnen und Juden waren und sind ein selbstverständlicher und bereichernder Teil unserer Gesellschaft und Geschichte. Sie haben unser Land und unsere Stadt nachhaltig mitgeprägt, großartige Beiträge zum sozialen und kulturellen Leben gestiftet und mit Erfindergeist und Unternehmertum zur wirtschaftlichen Stärke beigetragen. Jüdisches Leben ist in Nürnberg in all seinen Facetten integraler Teil der Stadtgesellschaft und der Stadtgeschichte.

Was nach dem Holocaust kaum vorstellbar war, ist heute wieder Realität: Es leben immer mehr Menschen jüdischen Glaubens in Nürnberg. Das ist der großen Einwanderungswelle der Zuwander*innen aus der ehemaligen Sowjetunion zu verdanken. Sie knüpfen dabei an eine jahrhundertelange Geschichte der Präsenz jüdischen Lebens in unserer Stadt an und setzen dabei eigene Impulse in der Gemeinschaft. Diese positive Entwicklung ist in Nürnberg sicherlich ein Verdienst von Persönlichkeiten wie Arno Hamburger, die nach den Gräueltaten des Holocausts Vertrauen in die hiesige Gesellschaft setzten und so ein Fortbestehen und Wiedererblühen der jüdischen Gemeinde möglich machten.

Seinen jüdischen Glauben in Deutschland angst- und sorgenfrei zu leben, ist allerdings auch in unserer heutigen Zeit nach wie vor schwierig. Antisemitismus ist ein zutiefst verwerflicher Ausdruck der Menschenfeindlichkeit, der nach wie vor präsent ist, auch wenn er sich mittlerweile vielleicht anders zeigt und äußert als früher. Nürnberg hat als Ort der Verkündung der „Rassengesetze“ und des Erscheinens des antisemitischen Hetzblattes „Der Stürmer“ deshalb eine besondere Verpflichtung, sich dafür einzusetzen, dass sich Verbrechen wie die der Nationalsozialist*innen nie wiederholen können. Als Stadt und Stadtgesellschaft werden wir unserer Verantwortung als heutige Stadt des Friedens und der Menschenrechte deshalb wie folgt gerecht:

  • Wir zeigen Courage, stellen uns klar gegen Antisemitismus jeder Form und Ausprägung und schließen uns der Arbeitsdefinition der Internationalen Allianz für Holocaust-Gedenken (IHRA) zum Begriff „Antisemitismus“ an.
  • Wir treten jeder Form von Judenhass und -diskriminierung im Alltag entschieden entgegen.
  • Wir bauen bestehende Stereotype ab und ermöglichen Kindern, ohne solche aufzuwachsen und allen Menschen, ohne solche leben zu können.

Die Stadt Nürnberg stößt hierfür konkrete Maßnahmen und Projekte an:

Schaffung einer Begegnungs- und Bildungsstätte
Ein möglicher Baustein auf dem Weg zu einem sichtbaren Miteinander in unserer Stadt ist eine Begegnungs- und Bildungsstätte für die jüdische und nichtjüdische Bevölkerung. Hierfür bringt die Stadt Nürnberg eine Machbarkeitsstudie in enger Zusammenarbeit mit der Israelitischen Kultusgemeinde Nürnberg (IKGN) auf den Weg und erarbeitet gemeinsam einen konkretenKonzept- und Umsetzungsvorschlag.

Konzept zur Sichtbarkeit jüdischen Lebens
Seit langem widmet sich die Stadt Nürnberg mit ihren Dienststellen den vielfältigen Aspekten jüdischen Lebens und steht mit unterschiedlichen Akteur*innen im Austausch. Aufbauend auf vorhandene Strukturen soll unter gemeinsamer Leitung der Stadtverwaltung und der IKGN ein Runder Tisch „Jüdisches Leben in der Stadt“ etabliert werden. Ziel ist die Erarbeitung eines Konzepts zur Würdigung, Sichtbarmachung und Erfahrbarkeit jüdischen Lebens in allen Bereichen der Stadt.

Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen
Die Stadt Nürnberg stärkt zivilgesellschaftliche Strukturen gegen Rassismus, wie die „Allianz gegen Rechtsextremismus in der Metropolregion”, und Antisemitismus kontinuierlich.

„Die Erinnerung an 1.700 Jahre wechselvoller gemeinsamer Geschichte lehrt uns: Die Bundesrepublik Deutschland ist nur vollkommen bei sich, wenn Juden sich hier vollkommen zu Hause fühlen. Das zu gewährleisten, das ist Auftrag aus 1700 Jahren Geschichte jüdischen Lebens in Deutschland!”, brachte es Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim Auftakt im Jubiläumsjahr 2021 auf den Punkt. Diesen Auftrag machen wir uns als Stadt und Stadtgesellschaft gemeinsam zu eigen.