Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

aktuell sind alle Schulen mit den Planungen für die Wiederaufnahme des Unterrichts beschäftigt. Die ersten Pläne sind veröffentlicht und es gibt eine Perspektive für die meisten Schüler/innen. Allerdings konnten wir bisher keine Pläne finden für die Wiederaufnahme des Unterrichts in den Deutschklassen der allgemeinbildenden Schulen sowie den BIK-Klassen an den beruflichen Schulen, die nicht direkt vor dem Abschluss stehen. Doch eine so lange Unterbrechung in der Spracherwerbsphase, die kaum durch einen Unterricht online ausgeglichen werden kann, wird sich voraussichtlich enorm auf den Fortschritt beim Erlernen der deutschen Sprache bei den Kindern und Jugendlichen auswirken. Die bisherigen Lehrpläne sehen in der Regel eine zeitliche Begrenzung des Besuchs der Klassen vor, die dem Deutschspracherwerb dienen.

Wir haben in Nürnberg viele solcher Klassen und haben uns damit auch in der Vergangenheit gegenüber dem Freistaat als Impulsgeber bei der Beschulung junger Erwachsener an den Beruflichen Schulen erwiesen. Dabei haben wir auch immer wieder auf mögliche Probleme hingewiesen. Neben dem Spracherwerb benötigen viele dieser Kinder und Jugendliche die Schule auch als stabilisierendes System, da sich ihr Leben insgesamt im Umbruch befindet. Sie wohnen zudem häufig in beengten Verhältnissen, haben keine Lernmöglichkeiten, keine Ruhe und oft auch keinen Zugang zu PC und Internet. Hinzu kommt nicht selten, dass gerade diesen Kindern und Jugendlichen selbständiges Lernen schwerfällt und sie in der kontaktarmen Zeit psychisch belastet sind. Insofern erscheint es uns wichtig, gerade für diese Kinder und Jugendliche einen Zugang zur Schule zu schaffen, auch wenn ein Anschluss nicht unmittelbar bevorsteht.

In Anbetracht der Situation stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

1. Die Verwaltung berichtet über die aktuellen Pläne der Wiederaufnahme des Unterrichts bei den Schüler/innen in den Spracherwerbsklassen unterschiedlicher Schularten auch im Hinblick auf die pädagogischen Notwendigkeiten, nicht lediglich bezogen auf Abschlüsse.
2. Es werden Möglichkeiten überprüft, sich in einem Schreiben oder über Gespräche auf Ebene des Bayerischen Städtetages dafür einzusetzen, dass bei Schüler/innen, die aufgrund der nun fehlenden Spracherwerbszeit noch nicht das notwendige Niveau für einen Schulabschluss oder den Übergang in die Regelklassen erreicht haben, die Besuchszeit in den Deutschklassen oder den BIK-Klassen verlängert werden können.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragstellerinnen

Diana Liberova
integrationspolitische Sprecherin

 

und

 

Dr. Anja Prölß-Kammerer
schulpolitische Sprecherin