Berufsintegrationsklassen an Städtischen Berufsschulen in Nürnberg

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

seit 2010 werden in Berufsintegrationsklassen an den Nürnberger Berufsschulen sowohl berufsschulpflichtigen Geflüchtete, berufsschulpflichtige Menschen ohne oder nur mit geringen Deutschkenntnissen sowie EU-Migrant*innen ohne oder mit nur geringen Deutschkenntnissen unterrichtet. In zwei Schuljahren lernen die Schüler*innen (berufsbezogenes) Deutsch, Mathematik sowie interkulturelle Inhalte. Zudem erhalten sie eine gezielte Berufsvorbereitung. In den Berufsintegrationsvorklassen lernen sie zunächst Grundkenntnisse der deutschen Sprache und bekommen einen Einblick in verschiedene Berufsfelder. Diese werden ausschließlich an der B 5 angeboten. Im zweiten Jahr wechseln die Schüler*innen an andere Berufsschulen, wo sie in der Regel eine vertiefte Berufsvorbereitung in einem Berufsfeld erhalten. Zusätzlich bekommen die Jugendlichen sozialpädagogische Unterstützung.
Die Klassenzahlen nahmen seit 2010 kontinuierlich zu, den Höhepunkt erreichten die Zahlen im Schuljahr 2016/17 mit 70 Klassen, inzwischen haben sich die Zahlen normalisiert. Daher wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sich anzuschauen, was sich bewährt hat und wo wir weiter daran arbeiten müssen bzw. was evtl. auch weiterentwickelt werden sollte.

Daher stellt die SPD-Stadtratsfraktion zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

  1. In den Klassen werden Geflüchtete und EU-Migrant*innen gemeinsam unterrichtet. Hat sich aus Sicht der Verwaltung dieses Modell bewährt? Gibt es Unterschiede in den Erfahrungswerten mit diesen beiden Gruppen?
  2. Die Lehrkräfte sind in den Berufsintegrationsklassen pädagogisch ganz anders gefordert als in dualen Klassen. Auf Dauer führt dies auch zu psychischen Belastungen, gerade weil in der Ausbildung dieser Lehrkräfte auf diese Anforderungen nicht eingegangen wird und es keine spezielle Seminarausbildung für diese Lehrer*innen gibt. Welche Qualifikationen besitzen die Lehrer*innen, die in den Berufsintegrationsklassen unterrichten, wie versucht man, sie durch eine veränderte Seminarausbildung und/ oder mit Fortbildungen zu unterstützen, um auch Fluktuationen zu vermeiden?
  3. Der Unterricht in den Berufsintegrationsklassen kann entweder allein von der Berufsschule vollschulisch organisiert werden, oder die Berufsschule arbeitet mit einem Bildungsträger (Kooperative Form) zusammen. Die Verwaltung berichtet, wie sich beide Modelle in der Praxis bewährt haben, wo Vor- und Nachteile liegen.
  4. Bei manchen Schüler*innen lässt sich feststellen, dass sie noch ein 3. Schuljahr brauchen würden, um sie wirklich gut auf die sprachlichen und beruflichen Anforderungen vorzubereiten. Gibt es hier weitere Versuche, auch dieses Modell in Nürnberg zu etablieren? 
  5. Da man davon ausgehen kann, dass es Berufsintegrationsklassen auch weiterhin geben wird und diese pädagogisch sinnvoll sind stellt sich die Frage, wie dieses Modell in das Nürnberger Qualitätsmanagement an Berufsschulen (NQS) eingebunden ist und somit auch in der Qualität weiterentwickelt werden soll. Die Verwaltung berichtet hierzu den aktuellen Stand.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragsteller

Dr. Anja Prölß-Kammerer
Fraktionsvorsitzende und
Schulpolitische Sprecherin

 

und

 

Diana Liberova
Integrationspolitische Sprecherin