Sicherung des kulturellen Erbes in der interkulturellen Stadtgesellschaft

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

der Begriff des kulturellen Erbes hat in den letzten Jahrzehnten eine neue und weitreichendere Bedeutung erhalten. Es geht nicht mehr nur darum, das Erbe einer mehr oder weniger homogenen Bürgerschaft, einer Nation oder einer Ethnie zu überliefern, denn die Stadtgesellschaft ist bunter geworden und das Blickfeld hat sich erweitert. Es geht inzwischen vielmehr auch um das sogenannte Welterbe der gesamten Menschheit, sei es materiell oder immateriell. Das bedeutet, dass eine bestimmte kulturelle Tradition nicht mehr von einer sie praktizierenden Bevölkerungsgruppe für sich allein in Anspruch genommen werden kann, sondern universell rezipiert wird. Die städtischen Kultureinrichtungen in Form von Museen/Sammlungen und Archiven sowie der Denkmalschutz und die Denkmalpflege befinden sich in einem permanenten Diskurs über den Charakter des kulturellen Erbes ihrer Stadt und darüber, was und für wen sie sammeln, bewahren, erforschen und vermitteln wollen.

Gerade in den letzten Jahren kommt dabei dem Thema Migration und dem Einfluss der Menschen, die im Laufe ihres Lebens nach Nürnberg eingewandert sind sowie deren Nachkommen eine besondere Bedeutung zu, denn die Menschen mit Migrationshintergrund, deren Anteil in Nürnberg bei über 40% liegt, prägen und verändern unsere Stadt in hohem Maße. Die Erforschung des Einflusses der Eingewanderten auf die Entwicklung der Gesellschaft und die damit einhergehenden Veränderungen werden immer noch eher im Rahmen von Projekten – z.B. „Da Sein ...“ des Stadtarchivs oder „Von Nah bis Fern“ im Fembohaus, bearbeitet und nicht systematisch erfasst. Dem muss aus unserer Sicht mit neuen Ansätzen, die an die Erfahrungen der vorherigen Projekte anknüpfen, begegnet werden.

Die SPD-Stadtratsfraktion stellt daher zur Behandlung im zuständigen Ausschuss folgenden

Antrag:

  1. Die Verwaltung berichtet, wie sich die Vielfalt im kulturellen Erbe Nürnbergs in Maßnahmen und Präsentationsformen widerspiegelt und inwiefern kulturpädagogische Angebote die Diversität der Stadt als festen Bestandteil ihrer Kulturarbeit haben.
  2. Die Verwaltung berichtet, ob und wie das Engagement von Zuwandererselbstorganisationen und Initiativen Eingang in die geschichtliche Arbeit der Stadt Nürnbergs findet.
  3. Die Verwaltung berichtet darüber, welche zusätzliche Fördermöglichkeiten- und Programme im Zusammenhang mit der interkulturellen Öffnung genutzt werden können, um die Vielfältigkeit der Stadt in allen Kultureinrichtungen präsenter zu machen.
  4. Die Verwaltung erstellt Kriterien wie das kulturelle Erbe, im Hinblick auf die Diversitätsmerkmale der Gesellschaft besser gesichert werden kann.

Mit freundlichen Grüßen

Ihre Antragstellerin

Eva Bär
Stadträtin