Neu-N: Wie geht Integration heute?

Experten diskutieren Rolle der Religion und Möglichkeiten des kommunalen Handelns

  • von  Diana Liberova
    31.05.2016
  • neu-N

Neu-N Veranstaltung zum Thema Integration

Am Ende der Abendveranstaltung ist die Botschaft klar – Integration ist ein Prozess und muss immer wieder neu definiert werden. Doch wir sind als Gesellschaft auf einem sehr guten Weg. Die Veranstaltung „Wie geht Integration heute – was können wir aus der Vergangenheit lernen?“ lockte mit den Fragen rund 50 Gäste in die Villa Leon. Caroline Schultz stellte zu Beginn die Ergebnissen des diesjährigen Jahresgutachtens des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Migration und Integration vor. Die Kernbotschaft ist: Der Einfluss der Religion auf die Integrationsleistung des Einzelnen wird überschätzt. Dabei fokussierten sich die Forscherinnen und Forscher dieses Jahr auf den Islam. Die Frage nach den Grenzen der Toleranz der Gesellschaft wird klar beantwortet – diese ist im Grundgesetz definiert.

Sie stellte auch heraus, dass Zuwanderung nach Deutschland vielfältiger geworden ist. Immer schwieriger ist gerade aus diesem Grund auf einheitliche Integrationsmuster zu setzten. Wir haben immer noch viele Hausaufgaben – bei der Bildungsgerechtigkeit, der Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt sowie bei der politischen Partizipation von Zugewanderten.

Die anschließende, vom Journalisten der Nürnberger Nachrichten Volkan Altunordu geleitete, Podiumsdiskussion bestätigte aus der Praxis die Erkenntnisse der Wissenschaft.

 

Und die Fragen, die der Veranstaltungstitel stellte? „Heute ist die Integration dynamischer und strukturierter, wir haben aus den Fehlern gelernt, dass die Integration keine alleinige Aufgabe der Zugewanderten ist und haben Angebote zu entwickeln, damit die Integration erleichtert wird. Die Nürnberger Stadtverwaltung hat bei der Herausforderung durch den letztjährigen massiven Flüchtlingszuzug gezeigt, dass sie Verständnis, Toleranz und viel Kreativität besitzt und Integration wirklich gestalten kann“, so Diana Liberova, integrationspolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion. Sie dankte auch den vielen ehrenamtlichen Helfern, die sich durch die Stimmungen nicht beirren lassen und die Integration durch persönlichen Einsatz befördern. Toleranz und Akzeptanz sind die wichtigsten gesellschaftlichen Werte auch für den Vorsitzenden des Nürnberger Rats für Integration und Zuwanderung Ilhan Postaloglu. „Mit Akzeptanz und Toleranz sind wir erst bereit aufeinander zuzugehen – und das ist eine Voraussetzung für ein Miteinander in der Gesellschaft und damit für die Integration“. „Um dieses Miteinander zu gestalten brauchen wir einen Ort der Begegnung. Diese Aufgabe sollen die Kulturläden übernehmen – ganz im Sinne der Soziokultur von Hermann Glaser“, meinte Liberova auf Frage aus dem Publikum nach einem Begegnungsort.

Was bleibt nun offen? Wir müssen alles unternehmen, um bei dem knappen Gut des bezahlbaren Wohnraums für eine Entspannung zu sorgen und vermeiden, dass ein „Verteilungskampf“ zwischen den neu Zugewanderten und schon länger hier lebenden Menschen in diesem und anderen Bereichen entsteht. Es muss eine ausgewogene Politik für alle gemacht werden – mit Chancen für die Menschen und klaren Regeln des Zusammenlebens, die den Zugewanderten in den vielen Maßnahmen präsentiert und vorgelebt werden. Wichtig ist – so Fazit des Abends – Integration muss gestaltet werden, dann gelingt sie auch.

 

Caroline Schultz vom Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Migration und Integration