Zeppelinfeld: Beweggründe erklären, Vorteile darstellen

Rathaus-SPD will stärkere historisch-politische Bildungsarbeit ermöglichen

Dr. Anja Prölß-Kammerer, Fraktionsvorsitzende der SPD im Nürnberger Rathaus

In der öffentlichen Debatte über das Zeppelinfeld gibt es ein Informationsdefizit. Warum will die Stadt die Tribüne und das Feld erhalten? Was bezweckt sie damit? Was bringt es, dafür Geld auszugeben? Was soll denn auf dem Gelände künftig geschehen? Wird es nur für Autorennen und Rockkonzerte gebraucht? Fragen dieser Art, bekommt man häufig zu hören.

Das ist umso bedauerlicher, als der Erhalt kein Selbstzweck ist. Er dient schon gar nicht dazu, die Tribüne für Motorsportrennen oder andere Veranstaltungen nutzen zu können. Der Erhalt ist vielmehr die Voraussetzung für die Erinnerungsarbeit vor Ort. Aufklären, mahnen, erzählen. Das soll hier noch besser möglich sein. Der Erhalt ist damit das Fundament für den beabsichtigten Ausbau der politisch-pädagogischen Bildungsarbeit.

Die Bauten sollen nicht saniert, nicht restauriert oder rekonstruiert werden. Ziel ist es, den Status Quo zu erhalten, die Bauten, so wie sie sind, mit allen Spuren der Zeit verkehrssicher und begehbar instandzusetzen.

Auf dem Zeppelinfeld hat sich der Nationalsozialismus manifestiert. Hier fanden die Rituale zur Einschwörung auf die Volksgemeinschaft statt, die der Disziplinierung und der Vorbereitung auf den Krieg dienten. An der Zeppelintribüne und dem zugehörigen Zeppelinfeld lässt sich erfahren, wie es dem Nationalsozialismus gelang, die Menschen um sich zu scharen – gleichzeitig die Mißliebigen auszugrenzen, zu diskriminieren und auch zu vernichten.

Das Zeppelinfeld kann als authentischer Lernort dazu beitragen, dass sich unsere Gesellschaft immer wieder selbst versichern muss, allen Anfängen zu wehren. Dies muss jede Generation neu für sich erfahren und erfragen können.

Das Zeppelinfeld ist ein authentischer Lernort, der neben dem Dokumentationszentrum die Chance eröffnet, jenseits von Informationen in Büchern oder anderen Medien zusätzliche Lernerfahrungen machen zu können. Menschen suchen historische Orte auf, um sich mit der Geschichte zu beschäftigen. Dies ist der entscheidende Grund für die Stadt, am Erhalt zu arbeiten. Unzählige BesucherInnen des ehemaligen Reichsparteitagsgeländes bestätigen das. Auch sehr viele Gruppen, die das Dokuzentrum besuchen, wollen zusätzlich das ehemalige Reichsparteitagsgelände sehen.

Der Zusammenhang zwischen Tribüne und Feld lässt sich heute nur erahnen – hier könnten relativ kleine Maßnahmen helfen, diesen Zusammenhang wiederherzustellen und erfahrbar zu machen. Dies muss im Kontext der Frage zum Erhalt der Zeppelintribüne angegangen werden. Hier braucht es Gespräche mit dem Sportservice, mit anderen Dienststellen der Stadt. Es braucht Gespräche mit denen, die auf dem Gelände historisch-politische Bildungsangebote machen. Es braucht eine Abstimmung mit dem Dokuzentrum. Insgesamt muss ein inhaltliches Konzept für die Nutzung als Lernort der Geschichte entstehen. Dieses muss dann auch Grundlage für die notwendigen baulichen Erhaltungsmaßnahmen sein.

Daher muss die Stadt aus Sicht der SPD-Stadtratsfraktion in zwei Richtungen verstärkt agieren:

 1)    Ausbau des öffentlichen Diskurses mit der Stadtgesellschaft (z.B. durch Tage der offenen Türen, durch Infoveranstaltungen oder Bürgergespräche) 

2)    Erarbeitung eines inhaltlichen Konzeptes für den Lernort der Geschichte. Dieses Konzept ist für die geplanten Baumaßnahmen zu berücksichtigen.

Es soll öffentlich klar werden, warum die Anlagen „trittfest“ erhalten werden sollen. Es soll öffentlich klar werden, was auf dem Gelände geleistet werden soll. Daher stellt die SPD-Stadtratsfraktion die folgenden beiden Anträge.

1) Antrag: „Öffentlichkeitsarbeit Zeppelinfeld und ehemaliges Reichsparteitagsgelände“

Die öffentliche Debatte darf sich nicht auf die Frage der Kosten bzw. die Frage der Instandhaltung ja oder nein reduzieren, sondern der Zweck des Erhalts muss deutlicher herausgestellt werden. Rund 200.000 Menschen (insbesondere junge Menschen, aber auch viele ausländische Gäste) besuchen Jahr für Jahr das Zeppelinfeld. Sie wollen und sollen sich vor Ort mit den Geschehnissen an diesem Geschichtsort auseinandersetzen. Auch die Nürnbergerinnen und Nürnberg nehmen regen Anspruch an Angeboten, etwas über das Reichsparteitagsgelände zu erfahren. Beim „Informationstag Zeppelinfeld“ am 24. September 2011 nahmen weit über 3.000 Personen an Führungen teil. Das Interesse ist vorhanden. Es muss genutzt werden. Die SPD fordert daher eine erweiterte Öffentlichkeitsarbeit der Stadt, warum das Zeppelinfeld erhalten werden soll. Möglich wären weitere Tage der offenen Tür, Infoveranstaltungen oder Bürgergespräche.

 

2) Antrag: „Historisch-politische Bildung am Zeppelinfeld und dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände“

Der Erhalt der Zeppelintribüne und das umgebenden Zeppelinfeldes sind kein Selbstzweck, sondern Voraussetzung für einen weiteren Ausbau der historisch-politischen Bildung an diesem Ort. Wer hier steht, kann verstehen, wie die Mechanismen des „Dritten Reiches“ funktionierten, wenn hierfür Aufklärungsangebote bereit stehen. Daher ist der SPD-Stadtratsfraktion der Ausbau der historisch-politischen Bildung am Zeppelinfeld ein ganz wesentliches Anliegen. Der Erhalt bietet neue Perspektiven für die pädagogische Arbeit, die genutzt werden müssen. Deshalb fordert die SPD-Stadtratsfraktion die Verwaltung auf, ein Konzept für den weiteren Umgang mit dem Zeppelinfeld als Lernort zu entwickeln. Dies muss parallel zur Fortentwicklung der baulichen Überlegungen geschehen, damit beide Anforderungen aufeinander abgestimmt werden können.