Mobilität und demografischer Wandel

Es sollte eine Studie zum Mobilitätsbedürfnis und -verhalten älterer Menschen entwickelt werden.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, 

als Stadt fühlen wir uns verpflichtet, allen Bürgerinnen und Bürgern Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Der demographische Wandel hat dabei einen entscheidenden Einfluss auf das Mobilitätsverhalten und die Mobilitätsbedürfnisse der Nürnbergerinnen und Nürnberger und wird zu spürbaren Veränderungen führen. 

Eine zentrale Herausforderung ist dabei die Barrierefreiheit. Die bisherigen Aktivitäten der Stadt als auch das mittlerweile im Personenbeförderungsgesetz verankerte Ziel der vollständigen Barrierefreiheit bis 2022 sind wichtige Bausteine, die konsequent weiter bearbeitet werden müssen. 

Es gibt allerdings Aspekte in diesem Gesamtkontext, bei denen sich auch ambivalente Entwicklungen abzeichnen. Zwei Beispiele:

· Der öffentliche Nahverkehr gewinnt in Nürnberg durch den Netzausbau von U- und Straßenbahn an Qualität und Attraktivität. Dies führt allerdings in der Tendenz zu weniger Haltestellen, was den Fußweg gerade für ältere Menschen verlängert und erschwert.

· Mobile Lieferdienste sind eine Möglichkeit, den für Manche beschwerlichen Weg mit dem ÖPNV in den Supermarkt zu vermeiden und die Versorgung sicherzustellen. Zugleich  gibt es bei den Menschen ein Bedürfnis nach sozialen Kontakten, das leidet, wenn die eigene Wohnung beinahe nicht mehr verlassen wird. 

Das Thema Mobilität im Alter ist damit vielschichtig und betrifft zahlreiche Dienststellen der Stadt Nürnberg. Es erscheint deshalb zielführend, das Thema ganzheitlich zu untersuchen und einen entsprechenden Maßnahmenkatalog zu entwickeln. 

Vor diesem Hintergrund stellt die SPD-Stadtratsfraktion folgenden Antrag: 

1. Die Verwaltung wird beauftragt, eine Studie zum Mobilitätsbedürfnis und -verhalten älterer Menschen zu entwickeln und entsprechende Kennzahlen zu erheben. Dabei ist insbesondere zu untersuchen, welche Faktoren und Umstände in welchen Quartieren Mobilität behindern oder einschränken.

2. Die VAG erarbeitet einen Kriterienkatalog, an welchen Standorten Fahrscheinverkaufsstellen mit Beratungsangebot (auch durch private Dienstleister) eingerichtet und erhalten werden sollen. Dabei ist vor allem sicherzustellen, dass in der Nähe von Einrichtungen für Ältere entsprechende Serviceangebote aufrechterhalten werden. Darüber hinaus wird die VAG gebeten, die Konzeption und Menüführung an Fahrkartenautomaten zu überprüfen. Zielsetzung muss sein, die Benutzerfreundlichkeit zu erhöhen und die passende Ticketwahl zu erleichtern. 

3. Zudem erarbeitet in diesem Kontext die Verwaltung 

· ein Modellprojekt, wie durch zusätzliche Angebote („Hol- und Bringdienste“) Erschließungslücken des ÖPNV geschlossen werden können und Bürgerinnen und Bürger für sie wichtige Einrichtungen (z.B. Ärzte, Apotheken aber auch Dienstleistungserbringer wie Frisöre) erreichen können.

· eine Gesamtstrategie, wie die Barrierefreiheit im öffentlichen Raum und Verkehrsmitteln weiter vorangetrieben werden kann. Ein Baustein könnten dabei auch spezielle Mobiltitätstrainings der VAG sein, wie sie von anderen Verkehrsbetrieben bereits erfolgreich angeboten werden.

· einen Katalog von zusätzlichen Standorten für Sitzbänke, um Spaziergänge und wichtige Erledigungen zu erleichtern. Zu prüfen ist dabei, ob über das Modell „Aus 1 macht 3“ auch Sponsoren und Förderer gewonnen werden könnten.

· Maßnahmen, wie das subjektive Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum gefördert werden kann (z.B. über bessere Beleuchtung).  

Antragsteller

 

Thorsten Brehm

stv. Fraktionsvorsitzender