Schuldemokratie in Nürnberg

Wie ist der aktuelle Stand an den Nürnberger Schulen?

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

1990 bereits wurde in Nürnberg ein Konzept „Schuldemokratie in Nürnberg“ diskutiert und 1994 für die städtischen Schulen beschlossen. Das Konzept sollte den Schulen mit den Lehrkräften, Eltern und SchülerInnen zahlreiche Möglichkeiten bieten, sich aktiv informieren zu können und Entscheidungsprozesse mitzugestalten. Es sollte Chance und Motivation bieten, Betroffene über die Interessenswahrnehmung hinaus einzubeziehen und sich gemeinsam für „ihre“ Schule zu engagieren. 

Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen. Vieles hat sich an den Schulen verändert, sei es der Trend zur Ganztagsschule, seien es SozialpädagogInnen, die das Schulleben mitgestalten, seien es auch Beschlüsse des Stadtrates, wie den SMVen aktiv auch ein Mitspracherecht im zuständigen Ausschuss zu geben. 

Zudem liegt uns in Nürnberg daran, sowohl Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene zu befähigen, gestaltend auf die Gegenwart, ihre Lebenswelt, einzuwirken, und ihre Erfahrungen und Vorstellungen auch einbringen zu können. Schule ist hier ein zentraler Ort, um Selbstwirksamkeit zu erfahren, Mitwirkungsmöglichkeiten zu erproben und auch Konfliktfähigkeit zu testen. Gesellschaftliche Teilhabe ist ein Grundanliegen in unserer Kommune und daher ist es uns wichtig, auch den Lebensraum Schule neben Initiativen wie LAUT! in die Möglichkeiten von Beteiligung – insbesondere auch der Beteiligung von Kindern und Jugendlichen -  einzubeziehen. Schule ist ein politisches Gemeinwesen im Kleinen, an dem man „Versprechungen und Schwierigkeiten der großen res publica erfährt, sich und seine Ideen erprobt und die wichtigsten Tätigkeiten übt“, wie Hartmut von Hentig schon formulierte.   

Für die SPD-Stadtratsfraktion ist dies ein Anlass für folgenden Antrag:

1. Die Verwaltung berichtet über den aktuellen Stand des Themas Schuldemokratie an Nürnberger Schulen, wenn möglich auch unter Einbezug der staatlichen Grund- und Hauptschulen sowie der staatlichen weiterführenden Schulen.

2.   Um  das Konzept „Schuldemokratie“ fortzuschreiben und auf einen aktuellen Stand zu bringen, wird eine verwaltungsübergreifende Arbeitsgruppe eingerichtet, die sich insbesondere folgenden Themenbereichen widmet und für eine Behandlung im zuständigen Fachausschuss  aufbereitet:

· Der aktiven Einbeziehung der Eltern ins Schulleben, Elternbeiräte sowie Gesamt-Elternvertretung, Elternberatung inklusive Initiativen wie NEST oder ElternlotsInnen

· Der aktiven SchülerInnen-Mitwirkung von der SMV an den einzelnen Schulen bis zur Stadt-SMV, Schulversammlungen bzw. auch der Möglichkeit, den SchülerInnen an den Schulen ein eigenes Budget zur Verfügung zu stellen und dieses selbst zu verwalten

· Der Mitwirkung von Lehrerinnen und Lehrern an den Schulen an wichtigen Entscheidungen, die das Schulleben betreffen sowie der Mitwirkung der Personalvertretung

· Der Einbeziehung von pädagogisch Arbeitenden, die im Umfeld der Schulen tätig sind, von Horten bis zu JAS oder weiteren Betreuungseinrichtungen

· Die Einbeziehung der „familienfreundlichen Schule“ und ihrer Qualitätsstandards für die Weiterentwicklung von Schule als Ort der Teilhabe aller Kinder auf Bildung

· Die Förderung von ehrenamtlichem Engagement sowie sozialem Lernen als Wert, der auch von Schulen gefördert und initiert wird, damit auch die Öffnung der Schulen in den Stadtteil und zu außerschulischen Projekten, die die Mitbestimmung fördern wie LAUT!

· Die Definition des Schulforums als Ort wichtiger Beschlüsse, die das Schulleben betreffen und alle einbeziehen. 

3.  Der Mitwirkung aller Betroffenen bei Schulhausum- und Neubauten 

4.  Der Formulierung einer Broschüre, vergleichbar der ursprünglichen Ausgabe, die an alle SchülerInnen, LehrerInnen an Nürnberger Schulen ausgehändigt werden kann und eine Art Leitbild für Nürnberger Schulen darstellen soll.  

Mit freundlichen Grüßen

Antragstellerin

 

Dr. Anja Prölß-Kammerer

stellvertr. Fraktionsvorsitzende