Popkultur in Nürnberg - alles Z-Bau, oder was?

Veranstaltung der Reihe neu-N gut besucht

Mathias Wagner, Sebastian Dresel, Rafael Raum, Claudia Arabackyj, David Lodhi, Steffen Zimmermann und Michael Ziegler (v.l.n.r.)

Gedacht war die Veranstaltung zur Popkultur von der SPD-Stadtratsfraktion, um zu sehen, wie diese Kulturszene im Vergleich zu anderen Städte organisiert ist und welche Unterstützung sie möglicherweise von der Stadt benötigt. Doch die Szene selbst zeigte sich, wegen der Stadtrats-Entscheidung für den Erhalt des Z-Bau, zerstritten. 

Begonnen hatter der Abend äußerst konstruktiv. Auf die Eingangsfrage von Claudia Arabackyj, ob das, was die Stadt Nürnberg für die Popmusik und die Popkultur tut ausreicht, stellte Sebastian Dresel das Engagement der Stadt Mannheim für dieses Kulturgenre vor. Dresel, der drei Jahre Popbeauftragter der baden-württembergischen Stadt war, zeigte, was dort in den vergangenen Jahren geschaffen wurde. Seine Beispiele reichten von einem Band-Support-Programm, über die Pop-Akademie zu einem Clustermanagement Musikwirtschaft. Mannheim genießt deshalb heute einen exzellenten Ruf. Entstanden sind die Strukturen, so Dresel, aus der Umwindung einer Stelle in der Mannheimer Kulturverwaltung von der Förderung der klassischen Musik zur Förderung der Popmusik.

Für Bezirksrätin Amely Weiß sind diese Erfolge Grund genug, die SPD-Forderung zur Schaffung eines Popbeauftragten für den Bezirk Mittelfranken zu bekräftigen. Auch David Lohdi, privater Clubetreiber und Musiker aus Nürnberg, kann sich einen Popbeauftragten vorstellen, sofern sich dieser etwa um die Nachwuchsförderung und die Anhebung des politschen und gesellschaftlichen Stellenwertes der Popkultur kümmern würde. 

Auf die aktuelle Situation in Nürnberg bezogen wurde die Debatte dann zerfahren. Aus dem Publikum wurde die Diskussion auf den schwelenden Diskurs um das neue Konzept für den Z-Bau (nähere Infos) gelenkt. Dieses Konzept sorge, so die Vowürfe, für eine Konkurrenz zu den bestehenden Einrichtungen und erschwere deren Arbeit. Steffen Zimmermann, Geschäftsführer der Musikzentrale und Rafael Raum, kulturpolitischer Sprecher der SPD, wollten dies nicht ohne Widerspruch stehen lassen.

Raum machte deutlich, dass der Z-Bau schließlich nicht neu sei und über viele Jahre hinweg ein lebendiges Haus mit Konzerten und Veranstaltungen war. Auch war es ihm wichtig, hervorzuheben, dass der Z-Bau mehr sein soll als eine reine Spielstätte für Popkonzerte. Das vom Kulturausschuss angenomme Konzept sehe ein offenes Kulturzentrum für viele kreative Menschen vor.

Deren Freiräume möchte auch Steffen Zimmermann im Z-Bau erhalten. Auf die Frage, ob der Bedarf für den Z-Bau in Nürnberg wirklich vorhanden sei, verwies er darauf, dass die Ermittlung und Feststellung des Z-Bau-Potenzials in vielen Gesprächen mit allen Akteueren der heimischen Szene eruiert worden sei. In diesen Gesprächen sei von niemanden gefordert worden, den Z-Bau für immer zu schließen. Er bedauert deshalb, dass sich einige von ihren früheren Aussagen distanzieren und nun heftig gegen das Projekt protestieren, anstatt sich in dessen Ausgestaltung, die nach seinen Worten noch keineswegs völlig festegelegt sei, einzubringen.

Moderator Mathias Wagner, der als Popbeauftragter des Bezirks Oberpfalz tätig ist, fragte, ob der Z-Bau nicht eine Chance zur Zusammenarbeit für die einzelnen Akteure bieten könne. Unterstützung erhielt er hierbei vom Mannheimer Sebastian Dresel. Er rief dazu auf, sich nicht innerhalb einer Szene "anzublöken", sondern die jeweiligen Erfahrungen und Kenntnisse für eine gemeinsame Sache zu nutzen. Ohne sich für Nürnberg festlegen zu wollen, glaube er nämlich nicht daran, dass jedes Neue dem bestehenden Alten etwas wegnehmen müsse. In Mannheim, Leipzig und Heidelberg habe ein Mehr an Angebot auch zu einem Mehr an Nachfrage geführt. 

Auch SPD-Stadtrat Michael Ziegler will die künftige Nachfrage für den Z-Bau nicht nur schwarz sehen. Das Kreativzentrum auf AEG etwa, sei keineswegs auf Dauer gesichert. Sollte es eines Tages fehlen, wäre der Z-Bau umso wichtiger für das Kulturangebot in der Stadt.

Am Ende einer hitzigen Auseinandersetzung blieb dem Moderator nur übrig, den Nürnbergern zu wünschen, schnell wieder zueinander zu finden. Und immherin: Nach dem offiziellen Ende der SPD-Veranstaltung kamen die im Clinch liegenden Interessengruppen zumindest wieder zu besonnen wirkendenden Gesprächen an der Bar und vor der Tür zusammen. Vielleicht ist bei der Frage der Popkultur in Nürnberg eben doch nicht alles nur Z-Bau, oder?

 

Einen Videobeitrag zur Veranstaltung gibt es auf Nordbayern.de