SPD fordert Masterplan Handwerk

Einsatz für die Wirtschaftsmacht von nebenan

Die letzte Konjunkturumfrage im mittelfränkischen Handwerk Ende 2011 belegte, dass das Handwerk seine wirtschaftliche Situation derzeit mehrheitlich als gut bis sehr gut einschätzt. „Wir möchten, dass dies auch zukünftig so bleibt. Aber dafür müssen wir jetzt die Weichen stellen“, konstatiert der stellvertretende SPD-Fraktionsvorsitzende Thorsten Brehm. „Wir brauchen das Handwerk mit seinen klein- und mittelständischen Strukturen als Rückgrat für den hießen Arbeitsmarkt und Wirtschaftsstandort.“ Die SPD-Stadtratsfraktion will deshalb „die Wirtschaftsmacht von nebenan“, wie sich das Handwerk selbst bezeichnet, wieder stärker in den Fokus der Rathauspolitik rücken.

Zusammen mit der wirtschaftspolitischen Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion Katja Strohhacker fordert Brehm deshalb einen „Masterplan Handwerk“. „Mit der Handwerkerschaft und der Kammer wollen wir gemeinsame Ziele und Instrumente entwickeln, um die Unternehmer und ihre Mitarbeiter fit für die Zukunft zu machen“, betont Strohhacker. „Gerade für die Zukunftsherausforderungen im Bereich der energetischen Sanierung brauchen wir ein leistungsfähiges Handwerk mit ausgebildeten Fachkräften und starken Auszubildenden. Wir dürfen nicht wertvolle Zeit verstreichen lassen, sonst sind die „Arbeitspotentiale von morgen“ in andere Regionen abgewandert“, bemerkt die SPD-Stadträtin.  

hier gehts zur Video-Stellungnahme von Franken-TV

Vor allem bei folgenden Punkten sieht die SPD Handlungsbedarf:

Öffentliche Vergaberichtlinien

Die öffentlichen Vergaberichtlinien sind zu überprüfen. Eine bessere Festschreibung von Qualitätsstandards bei Bau und Leistungserbringung ist zu prüfen. Um Preis- und Lohndumping zu unterbinden, sollen Anbieter bei der Angebotsabgabe den jeweils gültigen Tarifvertrag zugrunde legen müssen. Um auch kleineren Unternehmen die Möglichkeit zu geben, an öffentliche Aufträge zu gelangen, sollen Vergaben verstärkt gewerkeweise erfolgen.

Flächen und Gewerbehöfe

Ein Flächenkonzept, das geeignete Flächen für das Handwerk bereitstellt und unkomplizierte Ansiedlungen ermöglicht, ist zu entwickeln. Die besonderen lärm- und immissionsschutzrechtlichen Aspekte sind zu beachten. In Anlehnung an das Modell der Gewerbehöfe der Stadt München sollen die Betriebe örtlich gebündelt werden. Dies eröffnet Möglichkeiten für Betriebskooperationen sowie Existenzgründungen und reduziert die Belastungen für das Umfeld. Dabei soll seitens der Verwaltung ein konkreter Ansprechpartner bei der Flächensuche und den einzuholenden Genehmigungen den Betrieben zur Verfügung stehen.

Ansiedlung Bauzentrum

Um energetische Sanierungen weiter voranzutreiben und zu bewerben unterstützt die Stadt Nürnberg die HWK bei der Ansiedlung und Etablierung eines Bauzentrums im Haustechnologischen Zentrum (HTZ) in der Sieboldstraße.

Neben der Ausstellung aktueller und innovativer Anlagentechnik sowie von Bauelementen (Dach-, Wand-, Fensterkonstruktionen) könnten dort Energieberater aus dem Energieberaternetz Mittelfranken und Mitarbeiter des Bauzentrums Beratungen für Endverbraucher anbieten. Auch könnten damit die „Altbautage Mittelfranken“ mit jährlich 5.000 bis 6.000 Besuchern unterstützt werden.

Fachkräftesicherung

Handwerksbetriebe sind durch eine gezielte Imagekampagne bei der Rekrutierung von Fachkräften zu unterstützen. Durch geeignete Personalmarketingmaßnahmen und mögliche Kooperationspartner ist die HWK bzw. sind die Handwerksbetriebe der Metropolregion bei der Suche nach qualifizierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu stärken. Dabei ist zu prüfen, inwieweit öffentliche Fördergelder aus erprobten ESF Projekten zu generieren sind oder anderweitige Fördertöpfe zur Verfügung stehen. Die Imagekampagne soll dazu beitragen, dass die attraktiven Arbeitsplätze im Handwerk der Metropolregion besser sichtbar und wahrgenommen werden und damit zum Anziehungspunkt für Fachkräfte auch von „außerhalb“ wird.

Ausbildung

Um das Risiko eines Ausbildungsabbruchs für Jugendliche in Handwerksbetrieben zu minimieren und zudem mehr erfolgreiche Berufsausbildungsabschlüsse zu sichern, sollen leistungsschwächere Azubis/Schulabsolventen in der betrieblichen Ausbildung noch besser fachlich und pädagogisch unterstützt werden. Hier ist zu prüfen, inwieweit begleitete Maßnahmen angeboten werden können, um gegebenenfalls zukünftig auch solchen Schulabgängern eine Ausbildung zu ermöglichen, die Defizite in wichtigen Kernfächern aufweisen, aber mit geeigneter Unterstützung dennoch eine Ausbildung in einem Handwerksberuf absolvieren könnten.

Zum Stichtag 31.12.2011 gab es im Stadtgebiet Nürnberg 5.913 Handwerksbetriebe beziehungsweise handwerksähnliche Betriebe. In ganz Mittelfranken waren es 21.813 mit rund 125.000 Beschäftigten.

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