SPD möchte Sommerstraßen und Umnutzung von Parkplätzen prüfen lassen

Eine Chance für Gastronomie und die Verkehrswende auch in Zeiten von Corona

„Die Grundidee ist es, Parkflächen temporär zum öffentlichen Aufenthaltsraum zu machen. Autoabstellflächen sind ein begehrtes Gut, doch ihre alternative Nutzung macht aus ihnen Oasen der Entspannung mitten im städtischen Alltag. Ein sogenanntes „Parklet“ bietet zum Beispiel Sitzgelegenheiten, Elemente wie Pflanzen, Beleuchtung, Regenschutz oder Fahrradabstellmöglichkeiten. Auch gastronomisch kann es genutzt werden. In Innenstädten bietet es z.B. eine Möglichkeit zum Ausruhen beim Einkauf und erhöht die Aufenthaltsqualität. Solche alternativ genutzten Parkflächen dienen als Treffpunkte der Kommunikation, die das soziale Miteinander und den Informationsaustausch in der Nachbarschaft fördern können. Auch die Gestaltung des Stadtbildes wird durch diese Orte positiv belebt“, erklärt SPD-Stadträtin Christine Kayser.

Bereits im Frühjahr und vor Corona hatte es einen Probelauf vor dem Ludwig’s in der Inneren Laufer Gasse mit der SPD Altstadt zur temporären Umwidmung von Parkplätzen in ein Parklet gegeben. „Die Innere Laufer Gasse mit ihrer vielfältigen Gastronomie scheint jetzt besonders geeignet für einen weiteren Probelauf. In München wurde das Konzept einer solchen temporäre Ausweitung von Freischankflächen („Parkplatz-Kneipen“) auf Parkplatz-Bereiche im Interesse der von Corona hart getroffenen Gastronomie bereits beschlossen“, so Kayser. Die SPD-Altstadt-Stadträtin Kayser fordert nun in einem Antrag, diese Möglichkeit auch für Nürnberg zu prüfen. Aber nicht nur die Gastronomie, auch Nachbarschaftsprojekte bzw. Projekte für mehr Gemeinschaft sollen Möglichkeiten zur temporären Umnutzung von Parkplätzen bekommen. Kayser verweist auf ein entsprechendes Projekt in Wien, wo sich Interessierte online mit ihren Ideen für die Umgestaltung eines bestimmten Parkplatzes in sogenannte Parklets bewerben können (https://www.streetlife.wien/parklet/).

„Da es kein festes Fundament hat, kann ein Parklet kostengünstig hergestellt und schnell auf- und wieder abgebaut werden“, skizziert Kayser die Vorteile. „Da es bei der Nutzung von öffentlichen Parkräumen oft zu unterschiedlichen Interessen der AnrainerInnen kommen kann, bedarf eine solche Nutzung einer eingehenden Planung und Prüfung vor allem hinsichtlich der Verkehrssicherheit und des gestalterischen Gesamtbildes“, fügt Kayser an.

Langfristig gelte es, den Raum in der Stadt wieder mehr für die Menschen zu nutzen, ist Kayser überzeugt. In diesem Zusammenhang ist auch die Idee der „Sommerstraßen“ zu sehen, die bereits in den letzten Sommern in immer mehr europäischen Großstädten praktiziert wurde. Dabei werden in den verkehrsärmeren Sommermonaten geeignete Straßen (bzw. Fahrspuren) temporär für Fahrzeuge gesperrt, neue Begegnungszonen für Menschen entstehen, beispielsweise mit Bepflanzung, Sitz- und Spielgelegenheiten oder Gastronomie.

Aktuell gewinnt diese Idee an Fahrt, da aufgrund der Corona-Pandemie weniger Fahrzeuge als sonst in den Städten unterwegs sind. So hat z.B. Brüssel aufgrund der gesunkenen Fahrzeugzahlen Straßen temporär so umgewandelt, dass dort Fußgänger und Fahrradfahrer Vorrang haben und für Autos Tempo20 eingeführt. „Sommerstrassen stehen für mehr Lebensqualität in Stadtquartieren mit wenig Grünflächen“, ist Kayser überzeugt. Deshalb bittet Kayser die Verwaltung um einen Bericht über die Umsetzung von „summer streets – Sommerstraßen“-Projekten in anderen europäischen Städten. Es soll auch geprüft werden, ob und wo mittelfristig solche temporären Nutzungsumwidmungen auch in Nürnberg möglich wären.