Depressionen und Angststörungen an Schulen – 10-Punkte-Programm des Kultusministeriums

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
 
laut der aktuellen Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KIGGS/Welle 2), die vom Robert-Koch-Institut (RKI) durchgeführt wird, beträgt die Häufigkeit psychischer Auffälligkeiten bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland in dem Untersuchungszeitraum von 2014 bis 2017 16,9 Prozent. Auch wenn in den letzten Jahren eine leichte rückläufige Tendenz psychischer Auffälligkeiten zu beobachten ist, ist die Anzahl der psychisch auffälligen Kinder und Jugendlichen nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau (Bericht RKI 2018). Kinder und Jugendliche leiden hauptsächlich unter Ängsten, Depressionen und Störungen des Sozialverhaltens sowie der hyperkinetischen Störung.  Aus den Berichten und Studien geht ebenso hervor, dass Kinder und Jugendliche aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status häufiger von psychischen Auffälligkeiten betroffen sind als Kinder und Jugendliche aus sozioökonomisch gut situierten Familien.  
 
Angesichts dieser hohen Zahlen ist die Fragestellung zu klären, welche gesellschaftlichen und sozialen Veränderungen der letzten Jahrzehnte zu dieser Entwicklung geführt haben. Nach Meinungen der Experten spielen hier der Leistungsdruck in der Schule, Mobbing-Erfahrung und gesteigerter Medienkonsum eine tragende Rolle.  
 
Im Mai dieses Jahres konnte eine Gruppe von Abiturient*innen mit einer erfolgreich geführten Petition die Aufmerksamkeit auf das Thema Depression lenken. Das Kultusministerium veröffentliche daraufhin ein Zehn-Punkte-Programm zur Aufklärung über Depressionen und Angststörungen an den bayerischen Schulen. Dieses setzt vor allem auf „Aufklärungsarbeit“, z.B. durch Verankerung des Themas bereits in der Lehrer*innenausbildung oder Lern- und Aufklärungsvideos für Schülerinnen und Schüler und Eltern.   
 
Die SPD-Stadtratsfraktion stellt deshalb zur Behandlung im Schulausschuss folgenden Antrag:
 

  1. Die Verwaltung berichtet über die aktuellen Zahlen der psychisch auffälligen Kinder und Jugendlichen, die sich an die Schulsozialarbeiter*innen und Schulpsycholog*innen wenden - falls hier Zahlen vorhanden sind, sonst bitte Erfahrungsberichte.
  2. Welchen Bedarf sehen die Lehrer*innen im Bereich der Aufklärung und gezielten alters-und entwicklungsgemäßen Informationskampagne über psychische Erkrankungen und Behandlungsmöglichkeiten.
  3. Wie können Schulen einen Beitrag dazu leisten, die Aufmerksamkeit mehr auf diese Thematik zu lenken. Zu vielen aktuell wichtigen Themen laufen an vielen Schulen Kampagnen wie „Schule gegen Rassismus“ oder „Fair-Trade-Schule“. Wäre eine ähnliche Kampagne in diesem Bereich ebenso möglich, um gegen die Stigmatisierung der psychischen Erkrankungen vorzugehen.
  4. Wie kann Medizin und Pädagogik enger zusammenarbeiten, um in erster Linie präventiv das Erkrankungsrisiko zu senken, sowie den psychisch auffälligen Kindern und Jugendlichen eine niederschwellige Anlaufstelle der Therapie und Beratung zu ermöglichen.
  5. Wieweit sind die Planungen hinsichtlich der Umsetzung des 10-Punkte-Programms des Kultusministeriums zur Aufklärung über Depressionen und Angststörungen an Nürnberger Schulen.
  6. In wie weit kann „das Bündnis für seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen“ hier in die Kooperationsarbeit mit einbezogen werden.
  7. Welche finanziellen Fördermöglichkeiten (Freistaat Bayern) gibt es, um die Schulen bei Projekten und der Umsetzung der einzelnen Elemente des 10-PunkteProgramms des Kultusministeriums zu unterstützen?

Ihre Antragsstellerin

Aynur Kir